Musikalische Fluchten

28 April 2024

Falendar – ein Altvorderer erwacht von Andreas Ritler (schweizer Phantastik Autoren Netzwerk)

Im Königreich Ilundor ist seit vielen Jahren Frieden und es herrscht ein reger Handels- und Reiseverkehr. Daher ist es ungewöhnlich, dass man schon lange kein Lebenzeichen aus der Roten Stadt mehr gehört hat. Ein Aufklärungstrupp soll herausfinden, was die Ursache für dieses Schweigen ist. Von dieser Mission kehrt nur der junge Soldat Ismon zurück, der Schreckliches zu berichten weiß. Und das ist die Absicht des Feindes, Angst und Schrecken unter den Bewohnern des Königreiches zu verbreiten.
Eine schreckliche Seuche wütete in der Stadt und tötete alle Bewohner oder verwandelte sie in Dämonen. Nur zwei Kinder und ein Hund überleben, doch sie sind in der Stadt gefangen und fürchten sich davor, entdeckt zu werden. Maria, das Mädchen, entschließt sich schließlich zu einer wagemutigen Flucht, denn es weiß, wenn sie in der Stadt bleiben, werden sie getötet oder sie verhungern, was letztendlich auf dasselbe hinausläuft.
Doch sie werden entdeckt und umzingelt. Zwei Kinder sind eine leichte Beute für die Geschöpfe der Finsternis. Da geschieht ein Wunder, die Kinder werden gerettet. Durch niemand anderem als einem Elfen aus dem Finsterwald: Kendar, der die Kinder beschützt und zu seinem Volk bringt. Er ist sich sicher, dass das Überleben der Kinder eine Bedeutung hat.
Während die Elfen sich auf einen Angriff des Feindes einstellen, begeben sich Kendar und die Elfe Jala mit den Kindern in die Tiefen des Waldes zum heiligen Baum Alair, um dort um Rat und Hilfe zu bitten.
Währenddessen fiebern Aylena und Minarus, zwei Schüler des abgelegenen Klosters Miar Seng, ihrer ersten großen Reise entgegen. Seit Jahrhunderten unternimmt jeder neue Novize eine solche Reise um die Welt kennenzulernen, Erfahrungen zu sammeln, diese schriftlich niederzulegen und der Klosterbibliothek zu übergeben.
Die beiden Novizen werden unabsichtlich in den Kampf um das Königreich hineingezogen und erleben eine erste Reise in die Welt, wie sich es nie hätten vorstellen können.
 
Kommentar:
Beginnen wir mit dem Äußeren des Buches. Es handelt sich um ein Buch eines Selfpublishers, ist aber von deutlich besserer Qualität als manches Verlagsbuch. Das Cover zeigt den heiligen Baum der Elfen – Alair- und alleine das Cover überzeugt uns Leser, dass dieser Baum Äonen überstanden hat und sein Wissen an die Elfen weitergeben kann. Der Buchrücken ist in einem dunklen, tiefen Rot gehalten, dass in schwarz übergeht. So hat man eine genaue Vorstellung von der Verheerung des Landes. Das Cover hat mich dazu gebracht, mich überhaupt erst für das Buch zu interessieren, die Geschichte hält, was das Cover verspricht.
Minarus und Aylena sind seit ihrer Kindheit miteinander befreundet. Diese Freundschaft neidet ihnen ihr Mitschüler Laudan und er macht Minarus das Leben schwer. Zumal sich aus dieser kindlichen Freundschaft im Laufe der Jahre tiefere Gefühle entwickeln und Laudan eifersüchtig auf MInarus ist.
Das Leben im ist Kloster ist streng, die Schüler werden sowohl im Geist als auch am Körper gestählt, ihre Kampfausbildung erinnert etwas an die asiatischen Kampftechniken der Klosterschulen, wo man vor allem im waffenlosen Kampf ausgebildet wird.
Aylena und MInarus werden in den Kampf um das Königreich hineingezogen. Wie Markus Heitz sagt: Aus dramaturgischen Gründen kann ich nicht näher auf die Details eingehen. Es sei  nur gesagt, dass sich ihre Wege mit denen Kendars und Jalas kreuzen, denn die beiden Novizen haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Finsterwald zu erforschen, über den sie unzählige Berichte gehört haben. Die Wirklichkeit übertrifft allerdings ihre kühnsten Vorstellungen.
Es kommt selten vor, dass heute noch ein einzelner Fantasyroman veröffentlicht wird. Meist sind es drei und mehr Bände. Daher war ich gespannt, wie Andreas Ritler seine Geschichte aufgebaut hat, wie detailliert er die Welt und seine Charaktere beschreibt und ob er alles zu einem logischen Ende führt. Im Großen und Ganzen ist ihm das sehr gut gelungen. Für mich, seit Jahren eine Vielleserin von high fantasy, waren mir die Charaktere etwas zu stereotyp. Die Guten waren durch und durch gut und die Bösen durch und durch schlecht. Es gab keinen ambivalenten Charakter, sieht man einmal von Laudan ab. Aber das ist ja nichts schlechtes und für Einsteiger in die Fantasy ist dieses Buch eine absolute Empfehlung.
Man ahnt lange nicht, welche Rolle das Mädchen Maira in dieser Geschichte spielt. Der Junge, Jocley, ist nur eine Randfigur. Kendar ist sich sicher, dass Maira wichtig für den Kampf gegen die Dämonen ist, er geht zuerst davon aus, dass  sie immun gegen die Seuche ist und durch sie ein Heilmittel gefunden werden kann.
Auf die Stadt der Elfen gehe ich nicht näher ein. Es sind Elfen, wie man sie aus zahlreichen Fantasygeschichten kennt. Naturverbunden, edel und langlebig, hier gibt es wenige Überraschungen. Das Kloster Miar Seng hat mit sehr gut gefallen. Es liegt abgelegen, weit oben in den Bergen und die Menschen dort leben abgeschieden von der Welt. Hier gelten eigene Regeln und Gesetze, aber auch hier herrschen Eifersüchteleien, Neid und Missgunst. Die Schüler benehmen sich, wie alle Schüler auf der Welt, sie schwänzen den Unterricht, schlagen über die Strenge und übertreten Verbote.
Die Abgeschiedenheit hat die Klosterschüler und jetzigen Novizen nicht auf die Gefahren der Welt vorbereitet und so betreten MInarus und Aylena ziemlich naiv und sehr unerfahren diese Welt und geraten sogleich in Gefahr.
Der Autor verknüpft die unterschiedlichen Erzählstränge über Kendar, die Klosterschüler und dem jungen Soldaten Ismon im letzten Drittel zu einem glaubhaften und einheitlichen Ganzen und man fiebert dem Finale entgegen.
Am Ende findet sich ein kleines Glossar und vorne befindet sich eine schöne, bunte Karte des Königreichs Ilindor. Sehr charmant finde ich die schweizerischen sprachlichen Eigenheiten. Wir sagen „innerhalb“ hier heißt es „innert“. Diese sind  mir auch schon bei Dorothe Zürcher aufgefallen und sie geben den Geschichten eine besondere Note.
 
Fazit:
Mir, als langjährige Vielleserin, hat etwas die Ambivalenz der Charaktere gefehlt aber bei einem Einzelband würde das sicher den Rahmen sprengen. Die Geschichte ist spannend, sie wird fließend erzählt ohne lange Abschweifungen und verfügt über ein schönes, abgeschlossenes Ende. Es geht um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Eine neue und schöne Facette dieses Kampfes.
Alles in allem hatte ich vergnügliche Lesestunden.
 
Titel: Falendar – ein Altvorderer erwacht
Autor: Andreas Ritler
Verlag: BoD, Softcover, 532 Seiten
ISBN:978375433076

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