Musikalische Fluchten

27 Mai 2023

Der Totengräbersohn Band 2 von Sam Feuerbach

 

Aross wurde als Baby vor die Tür des Waisenhauses in Nabenstein abgelegt. Auf der Kiste, in der sie lag, standen die Buchstaben AROSS, daher hat sie ihren Namen. Mittlerweile ist sie 14 Jahre alt. Sie selbst nennt sich »Aross Schlammfuß, Königin der Ratten.« Schon als kleines Mädchen hat sie es immer wieder geschafft, die Aufmerksamkeit der grausamen und schlagfreudigen Oberin auf sich zu ziehen und jeden Abend eine Strafe in Form von Prügel zu kassieren. Ihr beiden Freundinnen wurden von der Oberin als Huren verkauft, Aross weiß, dass ihr ein ähnliches Schicksal blüht, sofern die Oberin sie nicht vorher totschlägt.
Bei ihren Streifzügen durch das Hafenviertel der Stadt trifft sie auf eine alte Frau, die ihr von einer seltsamen Prophezeiung berichtet. Kurz danach wird die alte Frau, die sich »die die weiß« genannt hat, als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt und Aross muss dabei zusehen. Das Mädchen ist beeindruckt von der alten Frau, der kein einziger Schrei über die Lippen kommt bis nur noch Asche von ihr übrig ist. Sie selbst wünscht sich diese Tapferkeit die sie teilweise schon besitzt, denn auch sie schreit nie, wenn die Oberin sie mal wieder schlägt. Nachts schleicht sich Aross zum Scheiterhaufen zurück und findet einen Zahn der alten Frau, den sie als Erinnerung an sich nimmt. Bald stellt sie fest, dass es damit eine besondere Bewandtnis hat.
Als der Hund Gram, Aross einziger Freund im Waisenhaus, mit einer Mistgabel erstochen wird, beschuldigt ein anderes Kind Aross der Tat. In ihrer größten Not geschieht etwas unfassbares und sie wird auf erstaunliche Art und Weise gerettet. Sie flieht aus dem Heim, verfolgt von der Stadtgarde, und sucht sich einen Unterschlupf in einer Höhle am Meer. Bei ihren Streifzügen trifft sie auf den Künstler KI, einem seltsam sprechenden kleinen Mann, der über ein sanftes Wesen und unerschöpfliche Weisheiten verfügt. Eine eigenartige Freundschaft und ein  großes Abenteuer beginnt für das Mädchen.
 
Kommentar:
Dies ist der zweite Band der Serie. Schon im ersten Band wechseln sich die Erzählstränge zwischen Farin und Aross ab. Ich habe mich bei meiner ersten Rezension aber auf Farin konzentriert, nun erzähle ich etwas über Aross Schlammfuß, einem Mädchen, dass sofort unsere Herzen gewinnt. Sie hat in ihrem Leben viel Schlimmes erlebt und es ist absehbar, dass auch die Zukunft nicht besser werden wird. In der Scheune des Waisenhauses hat sie sich ein geheimes Versteck eingerichtet, in dem sie Essen oder Fundsachen bunkert. Sie lernt schnell zu überleben und jeden noch so kleinsten Vorteil für sich zu nutzen. Sie hat Respekt vor niemandem und sie zeigt keine Angst. Sie ist alleine und einsam, Freundschaften im Waisenhaus enden stets damit, dass die Mädchen als Huren an eine der beiden Banden der Stadt verkauft werden. Aross fühlt sich ohnmächtig und hilflos, dass sie ihren Freundinnen nicht helfen kann aber sie weiß, dass sie diesem Schicksal entfliehen muss.
Als sie auf den seltsamen Ki trifft, der in einer merkwürdigen Sprache und in vielen Metaphern zu ihr spricht, ändert sich das Leben des Mädchens. Sie, die nichts besitzt, teilt ihr Brot mit ihm und eine Freundschaft beginnt, die an Merkwürdigkeit kaum zu überbieten ist.
Auch hier nutzt der Autor wieder die seltsame Form der Doppelung in einem Satz, was der Erzählung einen besonderen Reiz gibt. 
 
Beispiel:
»Emichos Brauen brauten sich zusammen.«
 »Dort sah Farin wütendes Leiden und leidende Wut.«
 
Dazu kommt Kis seltsame Sprache, der Aross stets »eine Freundin« und sich selbst »einen Künstler« nennt.

Beispiel:

 »Eine Freundin und ein Künstler sollten hier tunlichst verschwinden.
 
Mir gefällt der Sprachstil in dieser Geschichte ungemein und er macht einen Teil ihres Reizes aus.
Als ihr der Boden unter den Füßen in Nabenstein zu heiß wird, beschließt Aross, die Stadt zu verlassen und sich auf die Suche  nach ihrer Herkunft zu begeben. Einen Tipp von Gildenführer Fürst Zolkan führt sie auf eine erste Spur. Ki lässt es sich nicht nehmen seine Freundin zu begleiten. Unterwegs treffen sie auf Farin, der das Dorf Haufen mittlerweile verlassen und den das Schicksal auf einen merkwürdigen Weg geführt hat. Doch noch immer ist er der ehrliche, naive und vertrauensvolle Totengräbersohn von damals. Das erste Treffen zwischen Farin und Aross steht unter keinem guten Stern aber Aross und Ki schließen sich später doch der Gesellschaft um den Totengräbersohn an, weil die Reisegruppe Sicherheit verspricht.
Ich möchte hier nicht in die Details gehen, weder, was Farin betrifft, noch, wohin die Reise geht und aus welchen Personen die Gesellschafft besteht, denn das würde zu viel verraten.
Eines ist gewiss. Band zwei steigert sich enorm und Humor und Spannung geben sich die Klinke in die Hand. Ich mag es nicht, wenn eine junge Person ohne Lebenserfahrung plötzlich zu einer Art Held mutiert aber hier hat der Autor einen Kniff verwendet, der so unglaublich witzig ist, dass die Wandlung absolut glaubhaft ist. Ich Idee habe ich in dieser Ausführlichkeit bisher nur bei der Serie »Schwerter des Zorns« von David Weber erlebt. Seine Serie richtet sich aber eher an erwachsene Leser während ich diese Serie als all age bezeichnen würde.
Das Cover vermittelt einen etwas düsteren Eindruck aber die Serie ist sehr amüsant und leicht und locker zu lesen. Ich habe alle vier Bände innerhalb von knapp zwei Wochen durchgelesen. Für moch war das Suchtstoff.  
Und nein - keine Werbung aber ich habe einen neuen Verlag mit wunderbaren Büchern entdeckt und da Torsten Weitze jetzt auch dort ist, werde ich da wohl öfter vorbei schauen.
 
Fazit:
Eine großartige, spannende und humorvolle Serie mit Personen, die einem sofort ans Herz wachsen. Seien es Aross, Ki oder Farin. Und auch die Nebenfiguren wissen zu beeindrucken. 
 
Titel: Der Totengräbersohn
Reihe: Der Totengräbersohn Band 2
Verlag: Bene Bücher
ISBN: 9783947515011

 

3 Kommentare:

  1. Hi Petra!

    Wie schön dass die Reihe dich so begeistert! Obwohl man ja froh ist, wenn eine Reihe mal nicht so ewig lang ist, hätte ich hier schon gerne noch mehr gelesen. Aber von Feuerbach gibts ja noch einiges und da hab ich auch noch was auf der Wunschliste...
    Ich wünsch dir jedenfalls noch viel Spaß mit den nächsten beiden Fortsetzungen!

    Liebste Grüße und schöne Feiertage!
    Aleshanee

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  2. Hallo Aleshanee, die habe ich beide auch schon durch und ich bin sicher, dass die nächste Serie bald hier landet. Das ist das Übel, ich habe unendliche viele Bücher da aber man entdeckt immer etwas oder jemand Neues und will/n´muss das dann lesen

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    1. Hihi, ja, das kenn ich. Dann viel Spaß! Er hat ja schon einiges geschrieben :)

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