Musikalische Fluchten

08 Mai 2021

Die schwarze Klaue (die eherne Garde Band 1) von Peter Hohmann

Die junge Avi ist eine Einzelgängerin. Als Kind musste sie mit ansehen, wie ihre Eltern von Dämonen getötet wurden, dass sie entkam, gleicht bis heute einem Wunder. Im Alter von dreizehn Jahren entschloss sich Avi, das kämpfen zu erlernen. Ein alter Kriegsveteran, der sich in der kleinen Siedlung niedergelassen hatte, brachte dem Mädchen alles bei, was er konnte. Und als sie genug gelernt hatte, verließ sie den abgelegenen Ort, um die Grenzlande zu durchstreifen und Dämonen zu töten. Schon bald erlangt sie einen gewissen Ruf, man nennt sie »die Hüterin«. 
Nach einer besonders schlimmen Konfrontation mit den Bestien entschließt sich Avi, in der Stadt Quelon eine Auszeit zu nehmen, den Tempel der Göttin zu besuchen und ihre Waffen weihen zu lassen. Sie kennt die Priesterin Lantyria schon lange und eine Art Freundschaft verbindet die beiden sehr unterschiedlichen Frauen. In Quelon begegnet die junge Frau dem Zwerg Krax und dem Krieger Lormak. Schon bald wird klar, dass diese vier Personen ein besonderes Schicksal miteinander verbindet. Lormak kann sich nicht an seine Vergangenheit erinnern, ihn quälen immer wieder Traumfragmente, die in Avis Nähe zu vollständigen Bildern werden. Von  nun an weicht er nicht mehr von der Seite der jungen Frau,  in der Hoffnung, durch sie seine Vergangenheit zu finden. 
Gemeinsam machen sich Avi, Krax, Lantyria und Lormak auf, um Lantra zu warnen, dass Osten von Dämonen überrannt wurde und nur ein Bündnis aller Länder gegen das Heer der Bestien bestehen kann. Ein schwerer und gefahrvoller Weg, der von den Gefährten (mehr oder minder freiwillig) alles abverlangt.
 
Kommentar: 
Da ich von Peter Hohmann schon einige Bücher gelesen habe, war ich sehr neugierig auf »die eherne Garde« und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. 
Die Geschichte teilt sich in zwei Abschnitte auf, die augenscheinlich momentan noch nichts miteinander zu schaffen haben. Vor 24 Jahren macht sie der Elf und Magier Iridon auf, um Artefakte aus dem Dämonenkrieg zu finden. Er ist unter den Elfen ein Außenseiter. Während sein Volk den Traditionen behaftet ist, strebt er nach Wissen. Für seinen Forschungsdrang wird er bei seinem Volk zu einem Ausgestoßenen und all seiner Ämter enthoben. Doch Iridon macht diese Isolation nichts aus, ermöglicht sie es ihm doch, im Geheimen zu forschen und machtvolles Wissen zu erlangen.
Dieser Abschnitt über Iridon wechselt sich ab mit der Gegenwart, in der die vier Gefährten durch das Land ziehen, um die Bevölkerung vor den Dämonenhorden zu warnen. Zu Beginn handelt es sich lediglich um eine Zweckgemeinschaft, jeder möchte aus dem anderen einen Nutzen ziehen. Krax ist ein Chronist und möchte alles über »die Hüterin« und ihr Leben erfahren. Daher ist er bereit, sie auf der Reise zu begleiten. Die Priesterin Lantyria spürt in Avi etwas, dass sie zwingt, den Tempel zu verlassen und die junge Kämpferin zu begleiten. Und Lormak, ein Menschenfeind durch und durch, arrangiert sich mit der Begleitung,  um endlich mehr über seine Vergangenheit zu erfahren? Wer ist er? Woher kommt er. Woher stammen seine überragenden Kampfkünste. Wieso heilen seine Wunden so schnell? Was ist mit ihm passiert, dass er so anders ist? 
Lormak ist eine sehr ambivalente Figur. Er behandelt alle Menschen als Feinde, nur der Priesterin Lantyria gelingt es, eine wage Beziehung zu ihm aufzubauen. Er hört auf sie und sie schafft es immer wieder, sein aufbrausendes Temperament zu besänftigen. Avi hingegen, ist zu Beginn ein rotes Tuch für ihn. Er hasst jeglichen Widerspruch und diese junge Frau ist der personifizierte Widerspruch. Das Zweckbündnis steht auf sehr wackeligen Beinen doch mit der Zeit entsteht ein gewisser Respekt untereinander. 
Peter Hohman ist dafür bekannt, sehr dicke Bücher zu schreiben. Ich nenne hier »Ishkor« mit fast 1000 Seiten oder »Magier des dunklen Pfades« mit über 700 Seiten. Daher ist es für mich als Leserin sehr ärgerlich, dass dieser Band eins nach 320 Seiten endet und ich nun auf Band zwei warten muss. Ich hätte lieber die ganze Geschichte wieder als 1000 Seiten Schinken in der Hand gehabt, um mich darin zu verlieren. Denn das schafft der Autor mit seinen Geschichten, man verliert sich darin. Und während ich bei »Ishkor« angemerkt habe, dass sich die Handlung etwas zieht, bleibt der Autor hier voll bei der Sache. Es gibt kein Wort zu viel, die Szenerie ist düster und beklemmend und es folgt Ereignis auf Ereignis. Der Spannungsbogen wird somit sehr hoch gehalten. Und auch, wenn die Abschnitte mit Iridon etwas ruhiger sind, ahnt man doch, dass die Ereignisse aus der Vergangenheit in die Gegenwart eingreifen werden. 
Die Saga ist vor einigen Jahren schon einmal erschienen, wurde überarbeitet und rebootet. Ich denke, dass hat der Reihe gut getan. Sprachlich ist sie hervorragend, auch wenn ich einige Metaphern dann doch sehr amüsant fand. Zum Beispiel auf  Seite 36 »er schüttelte sich in seine muffig riechende Bauernhose«. Ich schaffe es nicht, mir das bildlich vorzustellen. (Spaß) Einige Begriffe kenne ich nicht, ich denke, das sind regionale sprachliche Besonderheiten wie »unschlitt« oder »Gnitze«. 
Vorne im Cover gibt es eine Karte zu der Welt, man kann die Reisen der Gruppe sehr gut verfolgen. Am Ende des Buches rundet ein Personenregister diesen spannenden Band ab. Das Cover wirkt düster und bedrohlich.
Vielen Dank für ddas Rezensionsexemplar. Meine Meinung ist nicht gekauft und keine Werbung, sondern ein ehrliches Feedback.
 
Fazit: 
Wer lieber Geschichten über »Friede, Freude, Eierkuchen« liest, ist hier fehl am Platz. Wer düstere Fantasy Geschichten mit ambivalenten Charakteren mag, wird begeistert sein.
 
Reihe: Die eherne Garde
Verlag: Selfpublishing, TB 324 Seiten
ISBN: 9798725325683

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