Musikalische Fluchten

16 Mai 2020

Gefährten der Hoffnung von Jörg Krämer


https://www.net-verlag.net/b%C3%BCcher/fantasy/
Erik und Hajo waren seit der Schulzeit die engsten Freunde. Nach der Schule absolvierten beide eine Ausbildung zum Einzelkämpfer beim Militär. Nach einer Schlägerei, bei der Erik vollkommen die Kontrolle verliert, muss er ins Militärgefängnis. Wieder ist es Hajo, der ihn aus der Misere holt. Die Armee braucht dringend Freiwillige für einen Einsatz in Syrien und Hajo meldet sich und seinen Freund dafür an. Obwohl der quirlige junge Mann verheiratet ist und zwei Kinder hat, kann er keinem Abenteuer widerstehen. Erik ist der ruhigere und nachdenklichere der beiden Freunde, umso mehr hat es erstaunt, dass er bei der Schlägerei so völlig ausgerastet ist.
Der Einsatz in Syrien verläuft ereignislos und mit der Übergabe der Biowaffen an die Amerikaner ist der Einsatz der deutschen Truppe beendet. Bis sich ein Selbstmordattentäter mit einem der LKW in die Luft sprengt.

Von einem Moment auf den anderen verändert sich das Antlitz der Welt, denn in dem LKW befand sich ein Behälter mit einem mutierten Virus, der sich rasend schnell ausbreitet.
Kommentar:
Ich habe die Rezension drei mal begonnen und wieder abgebrochen, weil ich es schwer finde, meine Meinung in Worte zu fassen. Vielleicht liegt es am aktuellen Zustand unserer Welt in Zeiten von Corona, dass mich diese Thema mehr beschäftigt als sonst, obwohl der Autor das Buch schon 2019 veröffentlicht hat.
Die Welt hat sich verändert und Erik und Hajo stehen plötzlich auf unterschiedlichen Seiten. Denn der Befehl lautet, die betroffenen Orte vollständig zu säubern. Erik weigert sich, diesem Befehl zu gehorchen und desertiert, während Hajo hofft, durch die Eliminierung der Kranken seine Familie vor Ansteckung schützen zu können.
Die Geschichte setzt einige Monate nach den Ereignissen ein. Erik ist sesshaft geworden und lebt mit seiner großen Liebe Irinskat und deren Tochter Nanuk zusammen auf einem großen Gehöft in der Nähe seiner Heimatstadt Witten. Erzählt wird die Geschichte von dem putzigen Waldkauz Zach, einem Freund der kleinen Nanuk. Da es nur noch wenige Menschen gibt, werden die Tiere zutraulicher und die Natur erholt sich, die Luft wird klarer.
Es kommt auch zu einigen Veränderungen: Menschen, die an dem Virus nicht sterben, mutieren zu sogenannten Roks, die nur noch aus primitiven Urinstinkten heraus handeln und über keinen klaren Verstand mehr verfügen. Einige Auserwählte können mit Tieren mental in Kontakt treten. So kann Erik mit seinem Bärenhund Odin kommunizieren und Odin wiederum mit Zach, dem kleinen Kauz.
Sowohl die Geschichte als auch die Sprache des Autors haben mich an Bücher aus den 80er Jahren erinnert, wo alles noch relativ klar und einfach strukturiert war. Jörg Krämer vermeidet jegliche Abschweifung und Ausschmückung, er erzählt die Geschichte Eriks schnörkellos und sehr geradlinig. Daher umfasst das Buch gerade mal 234 Seiten. Sehr erfrischen in der heutigen Zeit, in der Bücher immer dicker werden und Geschichten sich endlos hinziehen. Sein Satzbau passt zu dieser Zurückhaltung. Die Sätze sind kurz und knapp und prägen sich dadurch viel besser ein. Hier ein Beispiel:
»Krachend traf die Machete auf Beton. Erik war zur Seite gerollt. Sein Tritt brach dem Soldaten das Knie. Der sackte heulend zusammen. Das gelbe Licht in Eriks Augen wurde heller. «
Es sind erfrischend einfache, klare Sätze, die nichtsdestotrotz sehr eindringlich erscheinen. Mir gefällt diese Art des Schreibens. Und trotz der Knappheit der Sätze, wirkt die Erzählung sehr lebendig, der Leser lebt und agiert mit den Figuren. Zach ist einfach niedlich. Ein kleiner Waldkauz, der gerne ein Held sein möchte, um seine große Liebe, die Waldkauzdame Lea zu beeindrucken. Odin ist ein treuer, vierbeiniger Freund, der zu einer Kampfmaschine mutiert, sobald Erik in Gefahr gerät. Und das passiert oft, denn Irinskat und Nanuk werden entführt und Erik begibt sich mit seinen beiden seltsamen Gefährten auf die Suche nach ihnen.
Die Geschichte baut sich aus zwei Handlungssträngen zusammen. Der Vergangenheit, die Freundschaft zwischen Hajo und Erik bis zum Ausbruch des Virus und ihrer Trennung. Und die Gegenwart, in der Erik die Entführer seiner Frau verfolgt.
Das Cover erinnert ebenfalls an die Bücher der 70er und 80er Jahre, es weist direkt auf den Inhalt des Buches hin, ebenfalls ohne Schnörkel.  
Keine Apokalypse sondern ein mutierter Virus verändert das Leben der Menschen. Wie würden wir uns verhalten? Würden wir unsere Menschlichkeit behalten oder uns marodierenden Banden anschließen? Eine Frage, die momentan nicht so abwegig ist. Eine spannende Erzählung, die zu unterhalten weiß aber auch zum Nachdenken anregt.
Danke an Jörg Krämer für das Rezensionsexemplar. Es hat meine Meinung nicht beeinflusst und dieser Beitrag ist keine Werbung sondern meine subjektive Meinung.
Ohne die Anfrage des Autors hätte ich das Buch sicher nicht gelesen. Wäre schade gewesen. Im Verlag läuft das Buch unter Fantasy, es beinhaltet auch einige Fantasyelemente aber ansonsten finde ich es schwer, es zu klassifizieren. Es ist eine Mischung aus Urban Fantasy und postapokalyptischer Welt.
Fazit:
Eine klare Leseempfehlung an alle, denen die Endlosgeschichten mancher heutiger Autoren ebenso auf die Nerven gehen wir mir.
Titel: Gefährten der Hoffnung
Verlag: net-Verlag, TB. 234 Seiten
ISBN: 9783957202659
  

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