Musikalische Fluchten

23 November 2019

Alvion - neue Welt (Vylaania Zyklus Band 2) von Daniel Thiering


https://www.alvion.de/alle-baende-im-ueberblick

Ich habe diese Serie von Daniel Thiering von Beginn an verfolgt, wer also wissen möchte, um was es geht, kann und darf gerne die vorherigen Rezensionen lesen. Zu diesem Band möchte ich keine detaillierte Inhaltsangabe schreiben, weil es zu vieles verraten würde. Die Geschichte wird von Band zu Band fortgesetzt und baut aufeinander auf. Und so langsam spitzen sich die Ereignisse zu.
Alvion Trey und seine Freunde waren 30 Jahre im Hestion. So viel darf ich sicher verraten. Die Welt hat sich gewandelt, neue Bündnisse wurden geschlossen und neue Länder entstanden. Doch eines ist geblieben: Die Bedrohung durch Absalom und durch Shysh. Absalom hat in Vylaania eine grausam Herrschaft errichtet und streckt von dort aus seine Hand nach ganz Velia aus. Um ihn aufzuhalten brauchen die Gefährten die Magierin Salina an ihre Seite. Alvion ist fest davon überzeugt, dass seine Gefährtin noch lebt und  der Magier Zelio von Dhomay bestätigt ihn in dieser Annahme. Doch um Salina in die Welt zurück zu holen, bedarf es einer Zusammenkunft aller Freunde, die damals bei der Vernichtung Molaars anwesend waren. Keine leichte Aufgabe für Alvion Trey und Tain Lux, diese alten Freunde zu finden.


Ich übertreibe sicher nicht wenn ich sage, dass diese Serie von Band zu Band besser wird. Der Autor hat bis zu diesem Band einen weiten Weg zurück gelegt und das merkt man ihm an. Sprachlich ist er sehr gereift, es kommt kaum noch zu Wortdoppelungen, alles wirkt noch lebendiger als zuvor. Daniel Thiering verzichtet auf langatmige Rückblenden und treibt die Ereignisse in diesem Buch stark voran. Die Freunde müssen sich trennen und jeder bekommt eine andere Aufgabe zugeteilt, oft sind sie dadurch Monate lang unterwegs. Zum Glück werden diese langen Reisen nicht detailliert beschrieben sondern es zählen nur die Ergebnisse. Und das ist für Leser von Vorteil. In meiner ersten Rezension zu dieser Reihe habe folgendes angemerkt:
Zitat : Zu den Wortdoppelungen kommen zu viele Wiederholungen, als ob der Autor den Lesern nicht zutraut, sich Ereignisse oder Beschreibungen zu merken. Es wird zum Beispiel wiederholt erwähnt, dass die Argion früher ein kriegerisches Volk waren, die sogar Solien erobert hatten, nunmehr aber friedfertig sind. Auch der Charakter Olks wird mehrmals erwähnt, vielleicht um seine Naivität und seine Gutmütigkeit zu unterstreichen. Aber es ist des Guten zu viel. Diese Wiederholungen stören den Lesefluss, Daniel Thiering sollte darauf vertrauen, dass man seiner Geschichte folgen kann und will."
In diesem Band findet sich davon nichts mehr. Der Autor konzentriert sich auf das Wesentliche und der Leser profitiert davon. Zu AlvionTrey, Tian Lux, Zelio von Dhomay stoßen bald wieder die alten Gefährten Barcar und Geras zu ihnen.  Barcar und die anderen Sconen werden mittlerweile stark von den Tar bedrängt, die auf einem Eroberungsfeldzug sind und sich auf Meridia immer mehr ausbreiten. Das Volk, dass einst versklavt und erniedrigt wurde, handelt nunmehr selbst wie ihre ehemaligen Unterdrücker. Erst durch den Tar Ngin-kiar erfahren die Gefährten, dass die Tar nicht wissen, welche Rolle die Sconen und auch andere Völker bei ihrer Befreiung gespielt haben. Neben Ngin-Kiar kommen noch einige weitere spannende Charaktere hinzu. Vor allem Marco, der Zal und Sohn ihres verstorbenen Freundes bereichert die Geschichte ungemein und sorgt für viele Lacher. Er ist ein echter Zal, ein Raubein mit dem Herz auf dem rechten Fleck, stets schnell entschlossen zu handeln und immer treu zu seinen Freunden.
Ein weiterer Pluspunkt, den ich in dem vorherigem Band schon erwähnt habe, ist die Abwesenheit Salinas. So bleiben uns die Liebeschwüre von Alvion und ihr erspart, die teilweise etwas genervt haben. Die anderen Paare, die sich gebildet haben, halten sich da sehr zurück und verschonen den Leser mit ihren Liebeschwüren, nichtsdestotrotz ist ihre Liebe genauso ehrlich, tief und intensiv wie die Alvions und Salinas.
Die Handlung teilt sich auf beide Kontinente auf. Natürlich wenden sich die Freunde nach ihrer Rückkehr zuerst nach Argion, doch schon bald führt sie ihre Suche wieder nach Meridia, wo einige der alten Gefährten  eine Heimat gefunden haben. Um alle ausfindig zu machen, trennt sich die Gruppe. Absalom erfährt von ihren Plänen und legt ihnen, wo es nur geht, Steine in den Weg.
Ich schreibe hier bewusst nichts über die Rolle der einzelnen Gefährten, dass überlasse ich Daniel Thiering.
Alvion bleibt sich treu, er ist weiterhin der standhafte und ehrenhafte Mann, wie wir ihn in Band eins kennen gelernt haben. Allerdings ist er auch intensiv in seinem Zorn und sein Ziel ist, jeden zu vernichten, der an der Zerstörung seiner Heimat beteiligt war. Sei es Mensch oder Gott. Mittlerweile ist er nicht mehr der einsame Streiter wie zu Beginn, zieht es aber immer noch vor unerkannt zu bleiben und politischer Verantwortung aus dem Weg zu gehen. Tian Lux steht ihm treu zur Seite und es gibt kaum etwas, was die Beiden nicht gemeinsam schaffen. Die Beziehung zwischen ihnen ist geprägt von Respekt, Vertrauen und Zuneigung, eine tiefe Freundschaft, der nichts etwas anhaben kann.  Mir hat die Entwicklung dieser zwei Charaktere sehr gut gefallen, sie ist glaubwürdig und logisch und für die weiteren Ereignisse müssen sich die Freunde blind vertrauen. Alle Gefährten  sind gleichgestellt, es gibt keinen Anführer, jeder aus der Gruppe hat etwas beizutragen und alle treffen gemeinsam Entscheidungen, nichtsdestotrotz sind es Alvion und Tian auf die alle blicken.
Ich habe dieses Mal oft zurück nach vorne geblättert, um den Weg der Gruppe auf den beiden Karten zu verfolgen. Sie sind sehr gut ausgearbeitet und somit hilfreich. Michel Fourage hat wieder ein wunderbares Cover beigesteuert. Für mich mit die schönsten Cover, die ich in den letzten Jahren bei so einer Fantasy Reihe gesehen habe.
Alvion ist eine der Serien, die sich von Band zu Band gesteigert hat und kontinuierlich an Spannung gewinnt. Und mit Freude habe ich bemerkt, dass der Autor auf die vermehrte Nutzung des Wortes "sodass" diese Mal verzichtet hat. Auch das spricht für eine Reife und Entwicklung, wie man sie selten bei einem Autor in diesem Maße erlebt.
Ich bin gespannt auf den Abschluss des Vylaania Zyklusses und freue mich auf weitere Abenteuer von Alvion, Tian, Zelio, Marcon, Geras, Barcar und ihren Gefährten.
Titel: Neue Welt
Reihe: Alvion, Vylaania Zyklus Band 2
Verlag: Silvanima GbR, TB, 510 Seiten
ISBN: 9783945657102

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