Musikalische Fluchten

15 Oktober 2018

Der Herr des schwarzen Schwertes - Die Chroniken der 3 Kriege Band 2 von S.A. Lee


http://www.aavaa-verlag.com/
Kirin wächst als Waisenjunge im Haus des Statthalters von Vinstrenholm auf. Als ein Krieg mit  Aracanon immer unausweichlicher scheint, wird dem jungen Mann seine wahre Identität offenbart. Er ist es, der dem Despoten Galihl Phalear entgegentreten muss, um dessen Eroberungsfeldzug zu stoppen. Um Kirin auf seine Aufgabe vorzubereiten, wird er in die große Bibliothek geschickt, wo er in Geschichte, Politik und Kampf ausgebildet werden soll. Limrain An'Bry. Magister an der Bibliothek von Aleh setzt große Hoffnungen auf den jungen Mann, doch insgeheim zieht er im Hintergrund die Fäden, manipuliert und intrigiert, um selbst an die Macht zu gelangen. Die einzige Freundin, die Kirin in der Bibliothek findet, ist Megan Dwayne, eine Grünäugige, eine Verfluchte, ein Mischwesen. Als Kirin an die Front beordert wird, besteht er darauf, dass die junge Frau den Tross begleitet. Als sie überfallen werden, offenbart sich die wahre Natur der Heilerin und sie wird von den Mitgliedern der Reisegruppe verstoßen. Kirin beugt sich der Mehrheit und so trennen sich die Wege der beiden Außenseiter.  


Als der Trupp von Windreitern des Fürsten Ghalil in eine Falle gelockt wird und alle sterben, scheint sich der Plan von Limrain An'Bry  in Luft aufzulösen. Doch Krin ist nicht tot, er wird von Rukh, einem abtrünnigen Windreiter gerettet und aus diesen zwei sehr unterschiedlichen Männern werden Freunde, die das Schicksal der Welt verändern werden.
Kommentar:
Paradon, einst ein Großkönigreich, wird von inneren Kämpfen zerrissen. Die Archinen nutzen die Uneinigkeit zwischen den Fürsten für einen Einmarsch. Die grenznahen Fürstentümern beugen sich der Macht der Windreiter, deren Kampfkunst legendär ist und die unbesiegbar scheinen. Niemand hat geglaubt, dass diese Elitetruppe tatsächlich existiert, ein schwerer Fehler, denn mit den herkömmlichen Kampftechniken der Ostländer sind die Truppen nicht zu besiegen.
Nachdem mich der erste Band dieser Reihe schon begeistert hat, konnte Band zwei das Niveau durchaus halten und das Tempo wurde sogar noch gesteigert. Zu Beginn scheint es nicht so. Megan und Kirin verlassen die große Bibliothek und begeben sich auf den Weg zur Grenze, wo die erste große Schlacht bevorsteht. Kirin ist ein unsicherer junger Mann, der sein bestes geben möchte, der aber nicht an sich und seine Fähigkeiten glaubt. Er wird von Limrain als Marionette benutzt, der seine eigene Macht steigern und festigen möchte.  Es dauert lange, bis Kirin merkt, welches Spiel mit ihm getrieben wird.
Kirins Erziehung baut auf die Tugenden der Ritter: Ehre, Loyalität, Treue und Beschützer der Schwachen. Der junge Mann hat Ideale und träumt davon, das Reich zu einen und Frieden zu bringen. Schnell merkt er, dass Krieg nichts mit diesen Tugenden gemein hat. Als er auf Rukh trifft, bekommt er einen ganz neuen Blick auf das große Ganze und Rukh ist es, der ihm allmählich die Augen öffnet und aus einem Träumer und Idealisten einen Kämpfer macht.
Gemeinsam treten sie vor den Rat, der aus alten, arroganten, vertrockneten Männern besteht, die aus  Niederlage nichts gelernt haben und sich an Althergebrachtes klammern. Nur Sesko Naym akzeptiert Kirin und ist aufgeschlossen für neue Ideen. Limrain ist ehrgeizig, heimtückisch,  hinterlistig und machtbesessen. Er versucht, seine eigenen Ziele zu verwirklichen. Doch Kirin gewinnt nach und nach an Reife, tritt aus dem Schatten hervor, er wird selbstbewusster und erwachsen.  Als er eine Waffe entwickelt, die es ermöglicht, den Windreiter auf Augenhöhe entgegen zu treten, gewinnt der junge Mann nach und nach den Respekt einiger Ratsmitglieder. Doch die inneren Machtkämpfe und die Uneinigkeit der Fürsten machen es Ghalil leicht, den Osten zu erobern.
Für mich ist das Herz dieses Buches Rukh. Seine direkte Art, sein ganzes Auftreten, sein hintergründiger Humor, das alles gibt der ganzen Geschichte einen gewissen Pfiff. Er sorgt dafür, dass Kirin realistischer wird und sich den Herausforderungen im Kampf und vor dem Rat stellt. Dabei bringt er Kirin oft in Rage, denn der ehemalige Windreiter nimmt kein Blatt vor den Mund und hat eine sehr provokante Art, die Dinge bei Namen zu nennen. Er bildet Kirin in neuen Kampftechniken aus, so dass der einstige Diener zu einem herausragenden Kämpfer wird. Der innere Konflikt Kirins wird sehr überzeugend geschildert. Er verdankt dem Magister alles und es fällt ihm zu Beginn schwer, sich gegen ihn zu stellen.
Zu den beiden Männer gesellt sich Megan und das Trio stellt sich der ganzen Welt entgegen. Megan hat einen schweren Stand. Die Menschen haben Angst vor ihr. In den Jahren der Reinigung wurden die Grünäugigen gefangen, gefoltert  und verbrannt, sogar kleine Kinder warf man auf den Scheiterhaufen. Diese Urangst vor dem Andersartigen ist tief in den Menschen verwurzelt und als Megan ihre Macht zum ersten Mal zeigt, wenden sich fast alle von ihr ab. Rukh allerdings sieht in Megan eine Herausforderung. Mit  seiner offenen, respektlose Art schafft er es, dass Megan Vertrauen zu ihm fasst und in ihm einen Freund findet. Ich bin gespannt, wie die Abenteuer der drei sehr unterschiedlichen Freunde weiter geht.
Am Ende des Buches findet der Leser ein ausführliches Glossar zu den Menschen, Ländern und zu der Geschichte von Paradon. ich habe dieses Glossar tatsächlich gelesen und fand es sehr informativ und bereichernd.
Vorne findet sich eine Karte der Welt, diese hätte ich allerdings gerne größer gehabt.
Das Cover ist dieses Mal in einem sehr tiefen, dunklen, schönen Blau gehalten und ebenso minimalistisch gestaltet wie das Cover von Band eins.
An dem Roman und an dem Stil der Autorin gibt es nichts zu bemängeln. Die Protagonisten sind glaubwürdig, das Setting ist wunderbar ausgearbeitet, der Schreibstil ist fesselnd und die Geschichte sehr spannend.
Was ich aber wirklich kritisieren muss ist der Verlag. Ich hatte zum Schluss statt eines Buches nur noch eine lose Blatt Sammlung in der Hand. Die Qualität und die Bindung sind grauenhaft. Schon beim ersten Öffnen des Buches brach das Buch schon auseinander und die Seiten fielen heraus. Da hat jemand bei der Bindung sehr geschlampt. Ich hoffe, dass dies nur bei den Rezensionsexemplaren passiert und das Ganze nochmals überarbeitet wird.  Mir tut es für S.A. Lee leid, deren spannende, unterhaltsame und schöne Geschichte ein besseres Gewand verdient hätte.
Titel: Der Herr des schwarzen Schwertes
Autor: S.A. Lee
Verlag: AAVAA, TB, 471 Seiten
ISBN: 9783845926148

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