Musikalische Fluchten

26 Februar 2017

Die Wächter Trilogie-Sammelband von Sergej Lukianenko



https://www.randomhouse.de/Autor/Sergej-Lukianenko/p114277.rhd#series
Ich habe mir die Sonderausgabe geholt, in der die drei ersten Bände der Wächter Saga zusammengefasst sind. Ich schreibe trotzdem pro Buch eine Rezension, da eine komplette Meinung zu dem Buch zu umfassend wäre. Alle Bücher sind auch einzeln als Softcover erschienen.

Es gibt das Licht und das Dunkel. Das Gute und das Böse. Zwei Seiten einer Medaille. Die Kämpfer der beiden Mächte nennt man die Anderen. Es sind Wesen, die aussehen wie wir, die jedoch über besondere Kräfte verfügen, welche das Gefüge der Welt erschüttern können. Magier, Hexer, Vampire, Tierwesen und viele andere Spezies, die sich jeweils für die eine oder andere Seite entscheiden. Die Dunklen und die Lichten führen seit Jahrtausenden Krieg gegeneinander, mit wechselndem Ergebnis. Dazwischen stehen wir: Die Menschen.
Die Anderen besitzen die Macht, die Menschen zu beeinflussen und auf ihre Seite zu ziehen. Wir sind das Kanonenfutter im Krieg der Mächtigen und Millionen von Männern, Frauen und Kindern sind diesem Krieg der Mächte schon zum Opfer gefallen.

Irgendwann muss auch der Dümmste einsehen, dass ein immerwährender Krieg nicht das Wahre sein kann. Und so schließen die Lichten und die Dunklen ein Abkommen miteinander. Für die Vampire werden Lizenzen ausgegeben, dass sie nur noch eine geringe Menge an Menschen aussaugen dürfen, die durch ein Los bestimmt werden. Und keine Partei darf einen Menschen mehr dahingehend beeinflussen dass er sich zum Guten oder Bösen wendet. Jedes Einmischen in die menschliche Psyche zieht eine Aktion der anderen Partei nach sich. Die Lichten dürfen somit keine Menschen heilen oder Verbrecher zum Guten bekehren. Und die Dunklen dürfen niemandem zum Bösen verführen. Doch trotz allem haben es die Dunklen einfacher eine menschliche Gefolgschaft zu bekommen, da sich die Menschheit seit jeher mehr zum Bösen hingezogen fühlt als zum Guten. Während die Dunklen somit immer mächtiger werden, sinkt die Anzahl der Lichten von Jahr zu Jahr.

Damit der Vertrag eingehalten wird gibt es die Wächter der Nacht und die Wächter des Tages. Nachts kontrollieren die Lichten das Nachts durch die Dunklen nichts Gesetzwidriges passiert und tagsüber patrouillieren Hexen oder Werwölfe die Straßen und beobachten ihre Gegner.

Als eines Tages das Schicksal eine mächtige neue Zauberin ankündigt, setzen beide Gruppen alles daran, diese Frau auf ihre Seite zu ziehen. Denn so lange der Mensch nicht ins Zwielicht eingetreten ist und sich sein Talent bemerkbar macht, so lange ist seine Seele rein und neutral und kann sich sowohl dem Licht als auch dem Dunkel zuwenden.

Den Vertrag mit allen Raffinessen umgehend, versetzen die Dunklen die Frau in eine Zwangslage die zu absolutem Selbsthass führt. Anton, ein junger Wächter des Tages trifft diese Frau in einer U-Bahn und erkennt, dass sie eine dunkle Aura umgibt. Er versucht ihr zu helfen und gerät damit in den Konflikt zwischen beiden Parteien.

Kommentar:

Hier sind Gut und Böse gleichrangig und beide Seiten bekommen die Chance eingeräumt, ihre Sicht der Dinge ausgiebig darzustellen. Das Dunkle vertritt die Meinung, dass der Mensch sich frei entfalten und seine Wünsche ausleben soll. Wenn seine Natur ihn dazu treibt zu töten oder zu vergewaltigen, dann soll es eben so sein. Jeder Mensch soll die Chance bekommen sein Schicksal selbst zu bestimmen, einer wird immer Opfer und einer immer Sieger sein. Die Lichten hingegen sind bereit, den Menschen zum Guten zu führen, seine Seele und seinen Verstand positiv zu beeinflussen. Doch hier zieht jede gute Tat eine böse Tat nach sich und jede negative Handlung führt dazu, dass die Lichten eine Handlung oder eine Gewissenbeeinflussung vornehmen dürfen. Wie sehr sich die Grenzen zwischen Gut und Böse auflösen und verschwimmen erweist sich, als Swetlana auftaucht. Eine zukünftige Zauberin mit immenser Macht. Sie ist seit Jahrzehnten der erste Mensch, in dem sich ein solches Potential entfaltet. Sie hat die Möglichkeit eine Zauberin der ersten Stufe zu werden während die meisten Anderen lediglich maximal eine Stufe zwei erreichen. Anton, ein Zauberer der Stufe vier, der bisher lediglich im Innendienst eingesetzt war, verliebt sich in Swetlana und mischt sich in den Kampf der Mächtigen ein. Dabei entwickelt er selber  Fähigkeiten, die bisher unerkannt tief in ihm geschlummert haben. Er wird sowohl von Sebulon, dem Anführer der Dunklen, als auch von Geser seinem Chef, benutzt um Swetlana zu beeinflussen. Dabei merkt Anton nach und nach, dass der Weg der Lichten  nicht immer so licht ist wie es scheint.

Die Geschichte von Swetlana ist nur eine von drei Handlungssträngen in diesem Buch. Aber alle drei Handlungsstränge die zu Beginn scheinbar nichts miteinander zu tun haben, verweben sich am Ende zu einer faszinierenden Geschichte über einen jungen Mann, der sich selber fragen muss, was für ihn letztendlich gut und was böse ist. Auch der Leser befasst sich intensiv mit dieser Frage und es wird klar, dass nie etwas so einfach ist wie es scheint.

Was mich als Leser ebenfalls begeistert hat ist die Vielzahl an Informationen über Moskau und Russland und wie der Autor sein Land sieht. Trotz aller Makel erkennt man seine Liebe zu Land und Leute und stets beschreibt er die kleinen Unzulänglichkeiten mit einem Augenzwinkern. Das macht ihn sehr symphatisch. Schreibstil und Sprache haben mit sehr gut gefallen, das Niveau zieht sich übrigens durch alle seine Bücher. Die Geschichte wird aus der Sicht Antons erzählt. Die Zweifel, die Anton befallen, beschäftigen somit auch den Leser. Er wird direkt in die Überlegungen des Protagonisten eingebunden, man bekommt das Gefühl ein Teil von ihm zu sein. Die Nebenfiguren sind liebevoll ausgearbeitet und bekommen genug Platz in der Geschichte.

Fazit:

Ein ungeheuer spannendes Buch das zum Nachdenken anregt und keine Sekunde langweilt. Volle Punktzahl

Titel: Die Wächter Trilogie

beinhaltet die Bücher: Wächter der Nacht, Wächter des Tages und Wächter des Zwielichts

Autor: Sergej Lukianenko

Verlag: Heyne TB, Sammelband Ausgabe 2008, 1530 Seiten

ISBN: 978-3-453-53286-1
Umschlaggestaltung: Animagic Bielefeld

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