Musikalische Fluchten

14 Mai 2016

Das Buch ohne Namen von Anonymus


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The boys are back in town. Vor fünf Jahren betrat der Bourbon Kid die Stadt Santa Mondega und eliminierte die halbe Einwohnerschaft. Da diese aber hauptsächlich aus Vampiren und Werwölfen besteht, hält sich das Mitleid des Lesers allerdings in Grenzen. Der düstere Fremde war auf der Suche nach dem Auge des Mondes, einem alten Artefakt, das seinem Träger große Macht und Unsterblichkeit verleihen soll. Ebenso wie er gekommen ist, so verschwindet der unheimliche Fremde wieder. Das Auge des Mondes geht in den Besitz der Mönche von Hubal zurück, von denen es einst gestohlen wurde.

Fünf  Jahre sind seit dem Gemetzel vergangen als Sanchez, der Barkeeper der Tapioca Bar den bedrohlichen Satz wieder hört: „Einen Bourbon, und mach das Glas voll“, gesprochen von einer rauen Reibeisenstimme. Genau mit diesem Satz begann damals das blutige Abschlachten. Es ist kurz vor Halloween und wieder sind düstere Gestalten in der Stadt, alle auf der Suche nach dem Auge des Mondes. Die Befürchtungen von Sanchez bewahrheiten sich und Bourbon Kid räumt ohne Gnade wieder alles aus dem Weg, was ihn bei seiner Suche nach dem Medaillon behindert. Doch nicht nur der Kid sucht das Artefakt, auch die Mönche von Hubal haben zwei Abgesandte ausgeschickt, um das Auge des Mondes zu finden und zurück zu holen. Und Jefe, ein gefürchteter Kopfgeldjäger sucht im Auftrag des mächtigsten Verbrechers der Stadt, ebenfalls nach dem Kleinod.

Um das Morden aufzuhalten, wird Detektiv Miles Jensen nach Santa Mondega geschickt. Er ist Inspektor für übernatürliche Ermittlungen und soll herausfinden, warum es jedes Jahr zu Halloween in dieser Stadt zu einem Massaker kommt. Doch Jensen ist ein Außenseiter, er sieht nur die Fassade. Er erkennt nicht die aus der Tradition heraus gewachsenen Zusammenhänge. Er ist zu unvorbereitet und zu unschuldig für diesen Sündenpfuhl, der dort herrschenden Gewalt nicht gewachsen.

Schon bald merken die Beteiligten, dass es nicht nur um das Auge des Mondes geht. Ein geheimnisvolles Buch geht um und jeder, der es liest, ist bald darauf des Todes. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, um die letzte Leserin des Buches zu retten und das Geheimnis des Inhalts zu lüften. Wer ist der Mörder, der umgeht, um das Geheimnis des Buches zu bewahren?

Kommentar:

Die Geschichte strotzt nur so von Klischees. Ein einsamer Fremder betritt eine Bar, gehüllt in einen Staubmantel, das Gesicht verborgen. In der Bar befinden sich nur verkommene Subjekte, Säufer, Verbrecher und Abschaum. Ein Fremder, der ahnungslos diese Bruchbude betritt, ist immer ein potentielles Opfer. Doch anscheinend haben die bösen Burschen noch nie einen Tarantino Film gesehen. Düstere, einsame Fremde in Staubmäntel gehüllt, wissen sich ihrer Haut zu wehren und somit beginnt das Blut aus den Seiten zu fließen. Bis Seite 68 hat der Leser schon an die hundert Tote zu verkraften.

Ich mag keine Tarantino Filme, weil sie mir zu brutal und blutig sind. Wenn das Blut wie eine Symphonie über die Leinwand fließt, ist es mir schlichtweg zu viel. Aber mein merkwürdiges Hirn scheint bei dem Lesen solcher Szenen keine Probleme zu haben. Als Leser ist man sofort auf der Seite des Kid und akzeptiert seine Handlungen ohne sie in Frage zu stellen.

Bourbon Kid ist ein Antiheld, wie er im Buche steht. Düster, geheimnisvoll, brutal, ein Einzelgänger, der erst schießt und dann Fragen stellt. Der Übersetzer Axel Merz hat es sicher nicht leicht gehabt, den ganzen Witz, die Ironie, die unterschwellige Boshaftigkeit und die Feinheiten des englischen Originals in unsere Sprache zu übersetzen. Aber es ist ihm gelungen, die Atmosphäre des Buches zu erhalten. Hier ist ein Lob angebracht.

Die Hauptfiguren sind sehr liebevoll skizziert. Sie sind so übertrieben dargestellt, dass man auf den ersten Blick ihre Rolle in der Geschichte definieren kann. Dazu bindet der Autor viele Filmzitate und Songtexte in die Geschichte mit ein, so dass ein aktueller Bezug besteht. Rodeo Rex trägt eine Hand wie Luke Skywalker. Er ist im Auftrag des Herrn unterwegs um die Welt von den Untoten zu befreien.

Kacy und Dante erinnern an Brad Majors und Janet Weiss. Sie landen nicht in einem düsteren Schloss aber in einem Ort, der von Untoten bevölkert wird. Sie verkörpern die Unschuld und das Gute zwischen all der Gewalt und dem Blut vergießen. So lange diese Beiden überleben hat der Leser die Hoffnung, dass sich, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, alles zum Guten wendet.

Das Buch ist ein überwältigendes, teilweise verstörendes Ereignis. Wie bei einem Autounfall ist man fasziniert und kann nicht wegschauen. Die Geschichte fesselt von der ersten Seite an und leider muss man sich die Nacht um die Ohren schlagen, da man es nicht mehr aus der Hand legen kann. Alpträume danach sind garantiert. Sollte diese Story jemals verfilmt werden, dann bitte nur vom Meister des blutigen Gemetzels, Tarantino. Niemand anders könnte dieser Geschichte gerecht werden und sie würdigen. Nichts für zarte Gemüter aber jeder, der sich darauf einlässt, möchte mehr.

Ich habe bereits mit Band drei begonnen und kann allen versichern, das Band zwei noch besser ist als dieser Einstieg hier. War mich etwas irritiert ist die Reihenfolge der Bücher. Band drei hätte ich vor die Ereignisse aus dem Buch ohne Staben gesetzt, ich weiß allerdings nicht, ob die Bände im Original tatsächlich in einer anderen Reihenfolge veröffentlich wurden.

Fazit:

Purer Suchtstoff. Man sollte dieses Buch nicht beginnen, wenn man nicht bereit, die Nacht durchzulesen. Eindringlich, faszinierend, spannend, überwältigend, teilweise verstörend aber nie langweilig.

Titel: Das Buch ohne Namen (the book with no name)
Reihe: Bourban Kid
Autor: Anonymus
Übersetzer: Axel Merz
Verlag: Luebbe, 448 Seiten 
9783404165162


1 Kommentar:

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