Fünf Jahre sind seit dem Gemetzel vergangen als Sanchez, der Barkeeper der Tapioca Bar den bedrohlichen Satz wieder hört: „Einen Bourbon, und mach das Glas voll“, gesprochen von einer rauen Reibeisenstimme. Genau mit diesem Satz begann damals das blutige Abschlachten. Es ist kurz vor Halloween und wieder sind düstere Gestalten in der Stadt, alle auf der Suche nach dem Auge des Mondes. Die Befürchtungen von Sanchez bewahrheiten sich und Bourbon Kid räumt ohne Gnade wieder alles aus dem Weg, was ihn bei seiner Suche nach dem Medaillon behindert. Doch nicht nur der Kid sucht das Artefakt, auch die Mönche von Hubal haben zwei Abgesandte ausgeschickt, um das Auge des Mondes zu finden und zurück zu holen. Und Jefe, ein gefürchteter Kopfgeldjäger sucht im Auftrag des mächtigsten Verbrechers der Stadt, ebenfalls nach dem Kleinod.
Um das Morden aufzuhalten, wird Detektiv Miles Jensen nach
Santa Mondega geschickt. Er ist Inspektor für übernatürliche Ermittlungen und
soll herausfinden, warum es jedes Jahr zu Halloween in dieser Stadt zu einem
Massaker kommt. Doch Jensen ist ein Außenseiter, er sieht nur die Fassade. Er
erkennt nicht die aus der Tradition heraus gewachsenen Zusammenhänge. Er ist zu
unvorbereitet und zu unschuldig für diesen Sündenpfuhl, der dort herrschenden
Gewalt nicht gewachsen.
Schon bald merken die Beteiligten, dass es nicht nur um das
Auge des Mondes geht. Ein geheimnisvolles Buch geht um und jeder, der es liest,
ist bald darauf des Todes. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, um die letzte
Leserin des Buches zu retten und das Geheimnis des Inhalts zu lüften. Wer ist
der Mörder, der umgeht, um das Geheimnis des Buches zu bewahren?
Kommentar:
Die Geschichte strotzt nur so von Klischees. Ein einsamer
Fremder betritt eine Bar, gehüllt in einen Staubmantel, das Gesicht verborgen.
In der Bar befinden sich nur verkommene Subjekte, Säufer, Verbrecher und
Abschaum. Ein Fremder, der ahnungslos diese Bruchbude betritt, ist immer ein
potentielles Opfer. Doch anscheinend haben die bösen Burschen noch nie einen
Tarantino Film gesehen. Düstere, einsame Fremde in Staubmäntel gehüllt, wissen
sich ihrer Haut zu wehren und somit beginnt das Blut aus den Seiten zu fließen.
Bis Seite 68 hat der Leser schon an die hundert Tote zu verkraften.
Ich mag keine Tarantino Filme, weil sie mir zu brutal und
blutig sind. Wenn das Blut wie eine Symphonie über die Leinwand fließt, ist es
mir schlichtweg zu viel. Aber mein merkwürdiges Hirn scheint bei dem Lesen
solcher Szenen keine Probleme zu haben. Als Leser ist man sofort auf der Seite
des Kid und akzeptiert seine Handlungen ohne sie in Frage zu stellen.
Bourbon Kid ist ein Antiheld, wie er im Buche steht. Düster,
geheimnisvoll, brutal, ein Einzelgänger, der erst schießt und dann Fragen
stellt. Der Übersetzer Axel Merz hat es sicher nicht leicht gehabt, den ganzen
Witz, die Ironie, die unterschwellige Boshaftigkeit und die Feinheiten des
englischen Originals in unsere Sprache zu übersetzen. Aber es ist ihm gelungen,
die Atmosphäre des Buches zu erhalten. Hier ist ein Lob angebracht.
Die Hauptfiguren sind sehr liebevoll skizziert. Sie sind so
übertrieben dargestellt, dass man auf den ersten Blick ihre Rolle in der
Geschichte definieren kann. Dazu bindet der Autor viele Filmzitate und
Songtexte in die Geschichte mit ein, so dass ein aktueller Bezug besteht. Rodeo
Rex trägt eine Hand wie Luke Skywalker. Er ist im Auftrag des Herrn unterwegs
um die Welt von den Untoten zu befreien.
Kacy und Dante erinnern an Brad Majors und Janet Weiss. Sie
landen nicht in einem düsteren Schloss aber in einem Ort, der von Untoten
bevölkert wird. Sie verkörpern die Unschuld und das Gute zwischen all der
Gewalt und dem Blut vergießen. So lange diese Beiden überleben hat der Leser
die Hoffnung, dass sich, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, alles zum Guten
wendet.
Das Buch ist ein überwältigendes, teilweise verstörendes
Ereignis. Wie bei einem Autounfall ist man fasziniert und kann nicht
wegschauen. Die Geschichte fesselt von der ersten Seite an und leider muss man
sich die Nacht um die Ohren schlagen, da man es nicht mehr aus der Hand legen
kann. Alpträume danach sind garantiert. Sollte diese Story jemals verfilmt
werden, dann bitte nur vom Meister des blutigen Gemetzels, Tarantino. Niemand
anders könnte dieser Geschichte gerecht werden und sie würdigen. Nichts für
zarte Gemüter aber jeder, der sich darauf einlässt, möchte mehr.
Ich habe bereits mit Band drei begonnen und kann allen
versichern, das Band zwei noch besser ist als dieser Einstieg hier. War mich
etwas irritiert ist die Reihenfolge der Bücher. Band drei hätte ich vor die
Ereignisse aus dem Buch ohne Staben gesetzt, ich weiß allerdings nicht, ob die
Bände im Original tatsächlich in einer anderen Reihenfolge veröffentlich
wurden.
Fazit:
Purer Suchtstoff. Man sollte dieses Buch nicht beginnen,
wenn man nicht bereit, die Nacht durchzulesen. Eindringlich, faszinierend,
spannend, überwältigend, teilweise verstörend aber nie langweilig.
Titel: Das Buch ohne Namen (the book with no name)
Reihe: Bourban Kid
Autor: Anonymus
Übersetzer: Axel Merz
Verlag: Luebbe, 448 Seiten
9783404165162
Da warst du aber fix ;o)
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