Musikalische Fluchten

16 November 2025

Höllenjazz in New Orleans von Ray Celestine (City Blues Reihe 1)

In New Orleans treibt ein Mörder sein Unwesen. Er wird Axeman genannt, denn er tötet seine Opfer mit einer Axt.  Zwischen den Opfern kann keine Gemeinsamkeit festgestellt werden und die Polizei steht vor einem Rätsel. Unabhängig voneinander ermitteln drei verschiedene Gruppen. Michael Talbot ist Detective bei der Mordkommission. Er und sein Schützling Kerry, frisch aus Irland eingetroffen, übernehmen die offiziellen Ermittlungen.
Die junge und ehrgeizige Ida Davies arbeitet in einer Pinkerton Agentur. Ihr Wunsch war es immer zu ermitteln, doch ihr werden lediglich die Aufgaben einer Sekretärin zugewiesen. Also beginnt sie, zusammen mit ihrem Freund Louis Armstrong, im Fall des Axtmörders zu ermitteln.
Und Luca D`Andrea. Frisch aus dem  Gefängnis entlassen, bekommt er von dem Chef der ortsansässigen Mafia den Auftrag, den Axeman zu finden. Die Mafia hat Angst, dass man ihr diese Morde in die Schuhe schiebt, obwohl bekannt ist, dass sie weder Kinder noch unschuldige Frauen umbringen. Luca hat mit Michael Talbot noch eine Rechnung offen, denn dieser hat ihn ins Gefängnis gebracht. D´ Andrea war damals ein bekannter und erfolgreicher Polizist und Michael sein Protegé, bis Micheal gegen Luca ausgesagt hat.
Die Art und Weise wie diese drei unterschiedlichen Parteien den Fall angehen ist sehr verschieden Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn der Axtmörder kündigt weitere Taten an.
 
Kommentar:
Ich habe das Buch eher zufällig gelesen. Mein Bruder hat es aussortiert und es mir mitgebracht. Ich wollte immer schon einmal nach New Orleans und diese Geschichte katapultiert den Lesenden mitten hinein. Es ist der Beginn der 20er Jahre, Obwohl es keine Sklaverei mehr gibt, werden die Schwarzen oft noch wie Sklaven gehalten und behandelt. Sie dürfen im Bus nur in bestimmten Bereichen mitfahren. Kneipen, Hotels und Geschäfte sind ihnen meistens verboten. 
Die Stadt ist aufgeteilt in verschiedene Viertel, in denen sich die Einwanderer ihre eigene kleine Oase geschaffen haben. Fremde sind nicht gerne gesehen. Das  müssen Louis und Ida am eigenen Leib erfahren, als sie sich in das irische Viertel verirren. Ida ist eine Octoroon, das bedeutet, sie ist zu einem Achtel afroamerikanischer Herkunft. Da sie sehr hellhäutig ist, kann sie sich oft als Weiße durchmogeln und hat mehr Möglichleiten, Fragen zu stellen, als Louis.
Louis arbeitet als Musiker in verschiedenen Jazzclubs und als Unterhaltungskünstler auf einem Mississippi Dampfer, so dass er vieles hört und sieht was anderen entgeht. So bilden die beiden ein perfektes Team.
Die Geschichte wird aus Sicht der drei Ermittlungsebenen geschildert. Luca ist ein alter, gebrochener Mann ohne Zukunft. Als Polizist hat er sich von der Mafia bestechen lassen, Tipps über bevorstehende Razzien weitergegeben oder auch mal Leute verschwinden lassen. Trotzdem war er unter seinen Kollegen sehr beliebt und angesehen, so dass es Michael Talbot sehr schwer hat, seine Stelle einzunehmen. Zumal er es war, der den Kollegen zu Fall gebracht hat. Als Luca vom Boss der Familie gebeten wird, herauszufinden wer der Axeman ist, hat er kaum eine Wahl. Er hat weder Geld noch Familie und so nimmt er den Auftrag an, in der Hoffnung, genug Geld zu bekommen, um zurück nach Italien zu gehen. Doch noch nie hat es jemand geschafft, sich aus den Fängen der Mafia zu befreien.
Ida möchte beweisen, dass sie mehr kann und ist als eine Tippse. Sie ist eine der ersten Frauen, die von Pinkerton eingestellt wird und sie ist sich sicher, dass Frauen in dem Beruf einer Ermittlerin durchaus Chancen haben. Sie und Louis sind seit ihrer Kindheit miteinander befreundet und Louis ist bereit, Ida zu helfen und sie zu begleiten. Beide sind erst Anfang 20 und sie ahnen nicht, auf welch gefährliches Terrain sie sich begeben. Ihre Naivität und ihr Glaube an das Gute werden auf eine harte Probe gestellt.
Und dann ist da noch Michael Talbot. Er hütet ein Geheimnis, dass ihn zu Fall bringen könnte. Daher muss er vorsichtig sein, wem er auf die Füße tritt. Der Bürgermeister und sein Chef sitzen ihm im Nacken. Erfolglosigkeit wird unweigerlich Entlassung nach sich ziehen.
Während sich Luca und Michael ab und an begegnen, bleiben sich Ida und Michael fremd und ihre Wege kreuzen sich nicht.
Wer heute auf political correctness Wert legt, der darf dieses Buch nicht lesen. Es spielt in 1919/1920 und das Weltbild war damals anders. Zum Glück hat der Autor nicht versucht, dies an die heutige Zeit anzupassen. Es wird geraucht (sogar in einem Krankenhaus) gehurt, diskriminiert und geflucht. Es ist der Beginn eines aufstrebenden Zeitalters mit Autos, der Eisenbahn und Elektrizität. Der erste Schritt ins Moderne. Die geschichtlichen Fakten, vor allem über Louis Armstrong, sind nicht ganz korrekt, aber es könnte durchaus so gewesen sein. Und man wird mitgerissen von der Musik und der Atmosphäre, taucht hinein eine Welt, wie man sie hier nicht kennt.
Das Buch enthält ein ausführliches Glossar, in dem die Begriffe des kreolischen und die Begriffe der Cajun erklärt werden. Ich habe es anschließend gelesen, weil ich die dort genannten Fakten sehr interessant fand.  
 
Fazit:
Ein Überraschungsbuch, das mir sehr gut gefallen hat. Eine dichte und betörende Atmosphäre und ein Fall, der mehr bietet als ein gewöhnlicher Mord.
 
Titel: Höllen Jazz in New Orleans
Autor: Ray Celestin
Verlag: Piper, Softcover, 510 Seiten
ISBN: 9783492060868

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