Musikalische Fluchten

10 September 2022

Das Schwert der Drachen von Wolfgang Thon

Die Zeit der Zusammenkunft und Verschmelzung naht. Den Trägern des Mals soll dabei eine bedeutende Rolle zukommen, ihnen wird kaum eine freie Wahl gelassen. Doch Jolah, die Drachenbraut von Alghor und Kalehna, eine junge Drachenpriesterin, wehren sich gegen ihr vorherbestimmtes Schicksal. Sie möchten kein Spielball der Mächtigen sein sondern ihre eigenen Entscheidungen treffen. 
Aber in der Zeit von Korruption, Ränkespielen und Machtstreben ist dies nicht leicht. Anfir, der junge Priester giert nach dem Posten Faraels als erstes Auge des Sehers. Farael hingegen möchte erster Fragender werden und den blinden, alten Mann vom Thron stoßen. Und dieser alte Mann giert nach dem verwaisten Thron von Alghor. 
Von alle diesen Intrigen und politischen Ränkespielen bleiben Bluthand Lay und Broll der Schlächter unberührt. Broll übernimmt den Auftrag, in Hellanden einzufallen und das Volk des Nordens endlich in die Knie zu zwingen. Nach dem Tod von Nimgurd ist im Norden ein Machtvakuum entstanden. Obwohl die Runen der Schamanen die Schwester Nimrods, Ekghild, zu neuer Kriegsherrin bestimmen, sperren sich die nordischen Clanführer gegen eine Frau als Anführerin. Das kommt Broll sehr entgegen, denn ein Feind, der sich nicht einig ist, ist ein leicht zu besiegender Feind. Was Broll nicht ahnt: Je mehr er vor seinem Schicksal flieht, desto näher kommt es ihm und im Norden erfährt er ein paar grausame Wahrheiten über sich und seine Vergangenheit aber auch über seine Zukunft. Schon bald merkt er, dass er, wie die beiden jungen Frauen Jolah und Kalehna, ebenfalls nur ein Spielball der Mächtigen ist. 
Lay hat sich auf die Suche nach seinen Eltern begeben. Nachdem er die einzige Familie, die er kannte und liebte, bei einem Angriff auf den Tempel verloren hat, sucht er nach seinen Wurzeln. Sein Weg führt ihn in die Wüste und nach SanFira, begleitet wird er von der Sandfrau Makira, die ihm bald mehr bedeutet als eine Freundin. In SanFira findet er lediglich seine Mutter vor. Sie offenbart ihm, dass sein Schicksal sich in Krühll erfüllen wird, sofern er dort seinen leiblichen Vater findet. Auch Broll begibt sich nach Krühll. Er hat erfahren, dass seine Liebe Jolah in die Hände des Herrschers von Ern gefallen ist und möchte sie befreien. So treffen die Wege der vier Träger des Mals in Krühll aufeinander, doch was ihnen dort offenbart wird, erschüttert ihr gesamtes Weltbild.
 
Kommentar: 
Bei diesem Buch handelt es sich um einen zweiten Band. Ich wusste dies vorher nicht, kann aber sagen, dass Kenntnisse aus dem vorherigen Band nicht zwingend notwendig sind. Der Autor lässt immer wieder kurze Rückblicke einfließen, so dass man schon bald die wichtigsten Ereignisse kennt und die Zusammenhänge versteht. Dies hat er sehr geschickt gemacht, ohne zu sehr in die Details zu gehen und somit treue Leser zu langweilen. Ich war erstaunt, als ich die schlechten Kritiken zu Band eins gelesen habe, denn dieser Band zwei ist spannend, fesselnd und hat einige überraschende Wendungen zu bieten. Der Autor bedient sich virtuos der deutschen Sprache. Die Sprache der Dämonen verwirrt zwar zu Beginn aber im Laufe der Zeit erkennt man ihre Bedeutung und begreift, dass es hier um verschiedene Dämonen geht, die die Menschheit als Spielball benutzen möchte. Auf der einen Seite steht Kargh, der Nordmann, der sowohl Broll als auch Lay zur Hilfe eilt und sie sachte zu ihrer Bestimmung schiebt. Auf der anderen Seite haben wir Maar-Khut und Anfir, die starken Einfluss auf die machtbesessenen und habgierigen Priester nehmen. 
Broll der Schlächter von Krühll und Lay Bluthand, Träger des Mals, sind erbitterte Feinde. Broll zerstörte einst die Heimat des jungen Mannes und tötete alle, die er liebte. Schon längst bereut Broll seine Taten, die ihm den Beinamen, der Schlächter, eingebracht haben. Obwohl er aus Ern stammt, hält er von den neuen dortigen Regenten nicht viel. Weder der dekadente und widerliche Ryehl, noch seine herrschsüchtige und grausame Mutter nötigem ihm Respekt ab. Schon lange fragt er sich, ob er auf der richtigen Seite steht. Als Ryehl Jolah entführt und sie zur Ehe zwingen will, ist für Broll das Maß voll. 
Broll ist ein geradliniger Charakter und einfach strukturiert, jemand, der seine Probleme mit dem Schwert löst und von politischen Ränkespielen und Diplomatie nicht viel hält. Ihm gegenüber steht der junge Ley, der auf der Suche nach sich selbst ist und einen Platz im Leben sucht. Die Wege der beiden sehr unterschiedlichen Männer kreuzen sich immer wieder, im Hintergrund steht der undurchsichtige Nordmann Kargh, der mehr über die beiden Männer weiß als er zugibt. Jeder der beiden Männer hat die Frau seines Herzens gefunden und wieder verloren. Obwohl die ganze Welt gegen diese Beziehungen steht, opfern beide Männer alles, um die Frauen zu retten, die Opfer der Prophezeiungen werden sollen. Doch jede religiöse Kaste interpretiert diese Prophezeiungen anders, daher ist es für beide Männer logisch, nur dem Weg des Herzens zu folgen und die machthungrigen Priester und Usurpatoren zu ignorieren. 
Die Spannung baut sich langsam aber stetig auf. Wolfgang Thon schafft es, mit immer wieder neuen Wendungen, den Leser zu überraschen und bei Laune zu halten. Auch eine Prise Humor fehlt nicht. Die Dialoge zwischen Broll und dem Nordmann sind das Highlight des Buches, dem Leser geht es dabei oftmals so wie dem mächtigen Krieger: Man ist verwirrt aber beeindruckt. 
Das Cover ist schön gestaltet und passt zu der Geschichte. Ein Dämonenschwert, das eine eigene Geschichte zu erzählen weiß. Der Autor hat sich mit der Darstellung der Länder sehr viel Mühe gegeben, die beigefügten Karten helfen dem Leser, sich zu orientieren und den Helden auf ihren Wegen zu folgen. Ich kannte Wolfgang Thon bisher nur als Übbersetzer, er weiß aber durchaus eigene Geschichten zu erzählen.

Fazit:
Ein spannender und unterhaltsamer Band zwei mit beeindruckenden Charakteren und überraschenden Wendungen. Ich freue mich auf den nächsten Band.

Autor: Wolfgang Thon
Titel: Das Schwert der Drachen
Reihe: Die drei Prophezeiungen 
Verlag: Blanvalet, Softcover, 701 Seiten
ISBN: 978-3442264025

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