Die Zeit der Zusammenkunft und Verschmelzung naht. Den Trägern
des Mals soll dabei eine bedeutende Rolle zukommen, ihnen wird kaum
eine freie Wahl gelassen. Doch Jolah, die Drachenbraut von Alghor und
Kalehna, eine junge Drachenpriesterin, wehren sich gegen ihr
vorherbestimmtes Schicksal. Sie möchten kein Spielball der Mächtigen
sein sondern ihre eigenen Entscheidungen treffen.
Aber in der Zeit von Korruption, Ränkespielen und Machtstreben ist dies nicht leicht.
Anfir, der junge Priester giert nach dem Posten Faraels als erstes Auge
des Sehers. Farael hingegen möchte erster Fragender werden und den
blinden, alten Mann vom Thron stoßen. Und dieser alte Mann giert nach
dem verwaisten Thron von Alghor.
Von alle diesen Intrigen und politischen Ränkespielen bleiben Bluthand Lay und Broll der Schlächter unberührt.
Broll übernimmt den Auftrag, in Hellanden einzufallen und das Volk des
Nordens endlich in die Knie zu zwingen. Nach dem Tod von Nimgurd ist im
Norden ein Machtvakuum entstanden. Obwohl die Runen der Schamanen die
Schwester Nimrods, Ekghild, zu neuer Kriegsherrin bestimmen, sperren
sich die nordischen Clanführer gegen eine Frau als Anführerin. Das kommt
Broll sehr entgegen, denn ein Feind, der sich nicht einig ist, ist ein
leicht zu besiegender Feind. Was Broll nicht ahnt: Je mehr er vor seinem
Schicksal flieht, desto näher kommt es ihm und im Norden erfährt er ein
paar grausame Wahrheiten über sich und seine Vergangenheit aber auch
über seine Zukunft. Schon bald merkt er, dass er, wie die beiden jungen
Frauen Jolah und Kalehna, ebenfalls nur ein Spielball der Mächtigen
ist.
Lay hat sich auf die Suche nach seinen Eltern begeben. Nachdem er
die einzige Familie, die er kannte und liebte, bei einem Angriff auf
den Tempel verloren hat, sucht er nach seinen Wurzeln. Sein Weg führt
ihn in die Wüste und nach SanFira, begleitet wird er von der Sandfrau
Makira, die ihm bald mehr bedeutet als eine Freundin. In SanFira findet
er lediglich seine Mutter vor. Sie offenbart ihm, dass sein Schicksal
sich in Krühll erfüllen wird, sofern er dort seinen leiblichen Vater
findet. Auch Broll begibt sich nach Krühll. Er hat erfahren, dass seine
Liebe Jolah in die Hände des Herrschers von Ern gefallen ist und möchte
sie befreien. So treffen die Wege der vier Träger des Mals in Krühll
aufeinander, doch was ihnen dort offenbart wird, erschüttert ihr
gesamtes Weltbild.
Kommentar:
Bei diesem Buch handelt es sich um einen zweiten Band. Ich wusste
dies vorher nicht, kann aber sagen, dass Kenntnisse aus dem vorherigen
Band nicht zwingend notwendig sind. Der Autor lässt immer wieder kurze
Rückblicke einfließen, so dass man schon bald die wichtigsten Ereignisse
kennt und die Zusammenhänge versteht. Dies hat er sehr geschickt
gemacht, ohne zu sehr in die Details zu gehen und somit treue Leser zu
langweilen. Ich war erstaunt, als ich die schlechten Kritiken zu Band
eins gelesen habe, denn dieser Band zwei ist spannend, fesselnd und hat
einige überraschende Wendungen zu bieten. Der Autor bedient sich
virtuos der deutschen Sprache. Die Sprache der Dämonen verwirrt zwar zu
Beginn aber im Laufe der Zeit erkennt man ihre Bedeutung und begreift,
dass es hier um verschiedene Dämonen geht, die die Menschheit als
Spielball benutzen möchte. Auf der einen Seite steht Kargh, der
Nordmann, der sowohl Broll als auch Lay zur Hilfe eilt und sie sachte
zu ihrer Bestimmung schiebt. Auf der anderen Seite haben wir Maar-Khut
und Anfir, die starken Einfluss auf die machtbesessenen und habgierigen
Priester nehmen.
Broll der Schlächter von Krühll und Lay Bluthand, Träger des Mals, sind erbitterte Feinde.
Broll zerstörte einst die Heimat des jungen Mannes und tötete alle, die
er liebte. Schon längst bereut Broll seine Taten, die ihm den Beinamen,
der Schlächter, eingebracht haben. Obwohl er aus Ern stammt, hält er
von den neuen dortigen Regenten nicht viel. Weder der dekadente und
widerliche Ryehl, noch seine herrschsüchtige und grausame Mutter nötigem
ihm Respekt ab. Schon lange fragt er sich, ob er auf der richtigen
Seite steht. Als Ryehl Jolah entführt und sie zur Ehe zwingen will, ist
für Broll das Maß voll.
Broll ist ein geradliniger Charakter und einfach strukturiert,
jemand, der seine Probleme mit dem Schwert löst und von politischen
Ränkespielen und Diplomatie nicht viel hält. Ihm gegenüber steht der
junge Ley, der auf der Suche nach sich selbst ist und einen Platz im
Leben sucht. Die Wege der beiden sehr unterschiedlichen Männer kreuzen
sich immer wieder, im Hintergrund steht der undurchsichtige Nordmann
Kargh, der mehr über die beiden Männer weiß als er zugibt. Jeder der
beiden Männer hat die Frau seines Herzens gefunden und wieder verloren.
Obwohl die ganze Welt gegen diese Beziehungen steht, opfern beide Männer
alles, um die Frauen zu retten, die Opfer der Prophezeiungen werden
sollen. Doch jede religiöse Kaste interpretiert diese Prophezeiungen
anders, daher ist es für beide Männer logisch, nur dem Weg des Herzens
zu folgen und die machthungrigen Priester und Usurpatoren zu ignorieren.
Die Spannung baut sich langsam aber stetig auf. Wolfgang Thon
schafft es, mit immer wieder neuen Wendungen, den Leser zu überraschen
und bei Laune zu halten. Auch eine Prise Humor fehlt nicht. Die Dialoge
zwischen Broll und dem Nordmann sind das Highlight des Buches, dem Leser
geht es dabei oftmals so wie dem mächtigen Krieger: Man ist verwirrt
aber beeindruckt.
Das Cover ist schön gestaltet und passt zu der Geschichte. Ein
Dämonenschwert, das eine eigene Geschichte zu erzählen weiß. Der Autor
hat sich mit der Darstellung der Länder sehr viel Mühe gegeben, die
beigefügten Karten helfen dem Leser, sich zu orientieren und den Helden
auf ihren Wegen zu folgen. Ich kannte Wolfgang Thon bisher nur als Übbersetzer, er weiß aber durchaus eigene Geschichten zu erzählen.
Fazit:
Ein spannender und unterhaltsamer Band zwei mit beeindruckenden
Charakteren und überraschenden Wendungen. Ich freue mich auf den
nächsten Band.
Autor: Wolfgang Thon
Titel: Das Schwert der Drachen
Reihe: Die drei Prophezeiungen
Verlag: Blanvalet, Softcover, 701 Seiten
ISBN:
978-3442264025
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