Musikalische Fluchten

11 Juli 2022

Der vergiftete Thron von Walker Dryden - mein Tipp!

Tumanbay war einst die schönste und mächtigste Stadt des Reiches, die Krone des Universums, geliebt von allen Menschen. Von nah und fern kamen sie, um hier ihr Glück zu finden, denn es war bekannt, dass in dieser Stadt sogar ein Sklave zu einem freien und reichen Mann werden konnte. Das beste Beispiel dafür sind die Brüder Gregor und Qulan, einer ein stolzer General und Heerführer, der andere Kommandeur der Palastwache und Meisterspion.  
Als Tumanbay fällt stehen die beiden Männer plötzlich auf verschiedenen Seiten. Gregor dreht sein Fähnchen nach dem Wind und beugt sich der neuen Königin Maya, Qalan verweigert jede Mitarbeit und wird ins Gefängnis geworfen, seine Familie muss fliehen. 
Wer von beiden hat die richtige Wahl getroffen?

Kommentar: 
Band zwei hat mich ebenso in seinen Bann gezogen wie sein Vorgänger und ich hatte das Buch in zwei Tagen durch. Ich möchte nicht so sehr auf den Inhalt eingehen. Als Leser hat man eher das Gefühl das es sich im Original um ein Buch handelt, denn die Geschichte wird nahtlos fortgesetzt, es wird auf jegliche Wiederholung verzichtet. Daher ist es besser das man auch »Stadt der Dolche« gelesen hat, denn nur so kann man begreifen, wie sehr die Menschen unter dem neuen Regime leiden müssen. Aus der stolzen Metropole ist eine Witwe in schwarz geworden, jeglichen Schmuckes beraubt. 
Ich weiß nichts über die beiden Autoren John Scott Dryden und Mike Walker. Aber man hat das Gefühl, dass ihre Erzählung aus dem Leben gegriffen ist. Länder, die in den letzten Jahre eine fortschrittliche Entwicklung erlebt hatten, sind, durch das Wirken ihrer neuen politischen Führer, auf dem Rückweg ins Mittelalter. Fanatische Glaubensanhänger zerstören, verfolgen und unterdrücken die Menschen, Frauen haben keine Rechte. So auch in Tumanbay. Von der Schönheit der Stadt bleibt nichts übrig, alles Schöne wird zerstört oder geraubt, um einen weiteren Kriegszug zu finanzieren. Erstaunlicherweise ist es hier jedoch eine Frau, die diesen Weg des Terrors einschlägt. Jeder muss um sein Leben fürchten, ein falsches Wort, ein falscher Blick kann zum Tode führen. Es sind aber auch drei Frauen, die, jede auf ihre Weise, gegen das neue Regime antreten. Die Reisende und Gelehrte Alkin möchte sich zuerst aus dem Konflikt heraushalten. Manel, die Tochter Qulans, der sie in der Wüste begegnet, belehrt sie eines besseren. Das Schicksal der Menschen darf einem nicht egal sein, nur, weil Ungerechtigkeiten immer und überall passieren und man sich hilflos fühlt. Manel schließt sich den Rebellen an und begegnet zufällig Himmel, der Tochter Ibn Bais, die auf der Suche nach ihrem Geliebten ist. Das Schicksal Himmels zerreißt einem schier das Herz und oft habe ich mich gefragt, was ein Mensch alles erleiden kann bevor er zerbricht. Und solche Schicksale erleben in Syrien und auch anderen Ländern heute noch die Menschen jeden Tag. 
Madu, der nominelle Kaiser der Stadt ist nur eine Marionette, um das Volk bei Laune zu halten. Der ehemalige Großwesir Cadali bleibt weiterhin die schleimige Ratte, die er seit jeher war und er unterstützt Effendi Rot, den neuen Regenten der Stadt in allen Belangen. Neben Effendi Rot sorgt noch der Inquisitor Barakat für Recht und Ordnung. Er scheut nicht davor zurück, auch kleine Kinder exekutieren zu lassen, sei es nur, dass sie ein Stück Brot gestohlen haben um zu überleben. 
Man sollte meinen, dass Cadali und Gregor jetzt ein einem Strang ziehen aber die Abneigung der Männer ist genauso groß wie früher. Cadali ist ein Schwätzer und Angsthase, jedes noch so kleine Detail, dass ihm zugetragen wird, verrät er an die Eroberer. Gregor bleibt der kühle und stoische Mann, der er war. Es braucht lange, bis man hinter seine Fassade schauen kann. 
Auch in diesem zweiten Band  handeln die jeweiligen Kapitel von einer Person. Dieses Mal empfand ich sie als nicht so zahlreich wie in Band eins und die Wechsel erfolgen immer relativ schnell. Die Geschichte wird rasant erzählt und sie raubt dem Leser regelrecht den Atem, die Spannung steigt von Seite zu Seite und man fragt sich oft, wer jetzt welche Rolle spielt und wer auf wessen Seite ist. Und die Autoren sparen nicht mit Überraschungen. Trotz allem muss ich zugeben, dass mich das Ende tatsächlich etwas enttäuscht hat. Mehr sage ich aber nicht, ich bin auf eure Meinungen gespannt und werde die Blogbeiträge dazu verfolgen. 
Ich bekomme immer wieder zu hören, dass mein Lieblingsgenre - High Fantasy - leichte Literatur sei und daher kaum lesenswert. Diese Geschichte ist ein Beispiel dafür, wie zwei Autoren es schaffen, die aktuelle politische Lage einiger Länder in einen Roman einzubauen und einem somit wieder bewusst machen, welche Ungerechtigkeiten auf der Welt herrschen. Und wie gerne wir sie ignorieren und wegsehen. 
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung ist nicht gekauft und völlig subjektiv. Dass es  mir so gut gefällt liegt an der Kunst der beiden Autoren, eine wunderbare Geschichte zu erzählen und an Urban Hofstetter, der das Buch exzellent übersetzt hat.
 
Fazit: 
Für mich sind beide Bände schon jetzt das Highlight des Jahres 2022. Eine fesselnde, unterhaltsame und spannende Geschichte, die sehr zu Nachdenken anregt. 
 
Titel: Der vergiftete Thron 
Reihe: Tumanbay 2 
Autor: Walker Dryden 
Verlag: Blanvalet, Softcover, 588 Seiten 
ISBN: 9783734163227

2 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Freut mich sehr dass dir der zweite Band genauso gut gefallen hat!

    Zum Thema High Fantasy oder überhaupt dem breit gefächerten Genre Fantasy: das höre ich auch oft, dass da ja alles "Fantasie" ist und nicht lesenswert...
    Und ich betone immer wieder, dass gerade High Fantasy sehr nah an der Realität ist und hier immer reale, aktuelle Themen verarbeitet werden! Regierungen, Machtkämpfe, Unterdrückung etc. genau das wird hier immer wieder durchgespielt. Eben in einem anderen Schauplatz, aber das ändert ja nichts an der Sache ;)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. das sehe ich auch so. Leider fand ich das Ende hier etwas unbefriedigend

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