Für Karl Seitz und Maria Strobl gibt es
nach den Ermittlungen in ihrem ersten gemeinsamen Fall keine Atempause.
Eine Frau wird gefunden, gepfählt, im
Haus des damaligen Täters. Statt sich auf diesen Fall fokussieren zu können,
müssen die beiden Ermittler solo tätig werden, denn ein weiterer Mord wird
begangen. Eine Frau, die seit drei Jahren verschollen war, bricht tot auf der
Schwelle ihres Hauses zusammen. Da ihrer beider Chef weiß, dass der Fall der
verschwundenen Frau Karl Seitz emotional verstören und aufwühlen wird, weist er
ihn Maria Strobl zu, während der brummige Hauptkommissar sich um das gepfählte
Opfer kümmern soll. Natürlich lässt sich das Karl Seitz nicht gefallen und
mischt bei Maria kräftig mit. Leider finde sie in beiden Fällen kaum Spuren,
geschweige denn überzeugende Verdächtige. Bis der Täter ihnen beiden zu nahe
kommt.
Kommentar:
Über den Inhalt möchte ich nicht zu viel
verraten, denn die Ereignisse gehen dem Leser wirklich sehr unter die Haut und
ich denke, jeder reagiert etwas anders darauf.
Ich bin eine »cosy Krimi« Leserin und
halte mich normalerweise von aktuellen Krimis fern, die mir zu verstörend und
brutal sind. Da ich die Fantasy Bücher von Peter Hohmann kenne und mir Iugulus
als Auftaktband zu einer Krimireihe gut gefallen hat, konnte ich hier aber
nicht widerstehen. Zuerst habe ich nachgeschlagen, was »retributio« bedeutet.
Wie schon »iugulus« ist es kein häufig verwendetes Wort und alleine mit der
Wahl der Titel weckt der Autor schon die Neugierde des Lesers. Der Begriff wird
am Ende des Buches erklärt und rundet den ganzen Fall ab.
Wie schon im ersten Band, findet hier
ein reger Schlagabtausch zwischen Maria Strobl, der aufstrebenden Polizistin
und Karl Seitz, dem alternden, ewig gestrigen Hauptkommissar, statt. Peter
Hohmann findet hier stets die richtigen Worte und ich habe oft sehr schmunzeln
müssen, kann ich Karl Seitz doch irgendwie verstehen. Die Zeiten ändern sich,
alles schreitet rasant voran und sein Machogehabe stößt bei vielen auf
Unverständnis. Hier habe ich oft an die TV Serie »der letzte Bulle« denken
müssen, in der Mick Brisgau auch 20 Jahre Entwicklung verschlafen hat und sich
oft benimmt wie die Axt im Walde.
Zu Beginn tappen beide Ermittler völlig
im Dunkeln. Sie stolpern herum, befragen Familienmitglieder und verfolgen noch
die abwegigste Spur, um irgendeinen Hinweis auf den oder die Täter zu finden.
Die Gespräche mit den Familienmitgliedern sind sehr bewegend, man fragt sich,
wie Menschen diese Schicksalsschläge verkraften. Eine Frau, die drei Jahre
verschwunden ist und dann auf der Schwelle des eigenen Hauses tot
zusammenbricht in dem ihr Mann und ihr Kinder leben und sich tagein, tagaus
fragen, was damals passiert ist. Die wechselnde Erzählperspektive erhöht die
Spannung und vermittelt dem Leser, direkt dabei zu sein.
Mir persönlich hat auch hier der Schlagabtausch
zwischen Kalkrieder und Seitz am besten gefallen, allerdings hatte ich etwas
Probleme mit dem bayrischen Dialekt :) Zudem taucht hier eine neue Figur auf,
von der wir hoffentlich noch mehr erfahren. Karl Seitz nennt sie »die überkandidelte
Psycho Tante« Helena Krapphut-Pfaffner. In seiner Verzweiflung wendet sich Karl Seitz
sogar an sie um Rat, um Einblick in die Psyche des Täters zu bekommen, ein
wahrer Verzweiflungsakt, steht er der Frau doch zunächst sehr abweisend
gegenüber.
Sprachlich ist das Buch einfach perfekt.
Es gibt kein überflüssiges Wort, keine überflüssige Szene, alles baut perfekt
aufeinander auf. Brotkrumen werden gelegt, die oft in die Irre führen und ich
hatte zunächst einen völlig anderen Verdacht. Erst nach und nach wird dem Leser
klar, wo die eigentliche Gefahr liegt und im letzten Drittel kommt man kaum
noch zum Luft holen, so tief ist man in den Ereignissen drin. Auch emotional,
vor allem am Ende. Es stellen sich moralische Fragen, denen ich persönlich nie
ausgesetzt sein möchte.
Zu Beginn dieses Buch gibt es eine
Zusammenfassung des ersten Bandes. Obwohl jeder sagt, dass man die Bücher
unabhängig vom ersten Band lesen kann empfehle ich, Iugulus zuerst zu lesen.
Einiges baut doch auf die Ereignisse des Vorgängers auf und gerade die
Beziehungen der Person untereinander erleben dort ihren Anfang. Vor allem die
Beziehung zwischen Karl Seitz und Maria Strobl entwickelt sich kontinuierlich.
Er nimmt Kritik von ihrer Seite zähneknirschend an und versucht, ihren
Ratschlägen zu folgen. Gerade was die Behandlung seiner Mitarbeiter Benny und
Clemens angeht, die sehr unter ihrem cholerischen Chef zu leiden haben, der
stets nur tadelt und nie lobt. Maria Strobl wird selbstbewusster und weiß, dass
sie eine würdige Nachfolgerin von Katrin Fischbach ist und mit Karl Seitz
mithalten kann.
Fazit:
Eine spannender Krimi, der unter die
Haut geht mit einer glaubhafter Story, routiniert und gekonnt erzählt. Ein Besuch der Website des Autors lohnt sich.
Titel: Retributio
Reihe: Karl Seitz ermittelt Band 2
Autor: Peter Hohmann
Verlag: Selfpublisher, TB, 419 Seiten
ISBN: 9783949821134
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