Musikalische Fluchten

10 April 2021

Don Sullivan von Kathrin Schobel

 

»Jaspals Bounty Service« besteht aus dem Mitgliedern Jaspal, Beast und Don Sullivan. Jaspal ist der Kopf des Trios, Beast ist eher für die körperlichen Auseinandersetzungen und die Überzeugungsarbeit zuständig und Don Sullivan....na, ja... eher für die peinlichen Zwischenfälle. Als er in Duxon, auf der Suche nach einem Übeltäter, das dortige Bordell zerlegt, wird es für die drei Kopfgeldjäger Zeit, in anderen Teilen des Landes etwas frische Luft zu schnappen. Da kommt ein neuer Auftrag gerade zur rechten Zeit. Ein mysteriöser, sehr maulfauler und bedrohlich wirkender schwarzer Reiter übergibt Jaspal einen Steckbrief. Gesucht wird ein gewisser Peter Dowe aus dem Örtchen Ruston Falls. Weit genug weg, um Duxon und den peinlichen »Bordell Vorfall« hinter sich zu lassen. 
Was wie ein  normaler Auftrag beginnt, wird zu einer wahren Odyssee, denn auch Peter hat einen Steckbrief des ominösen schwarzen Reiters erhalten, der die Truppe nach East Haven führt. Und das dortige Ziel/Opfer besitzt ebenfalls einen Steckbrief. So wird aus dem Trio bald eine gemischte Truppe, bestehend aus den merkwürdigsten Männern und Frauen, die sich gegenseitig nicht über den Weg trauen. Doch gemeinsam möchten sie erfahren, was hinter dieser Sache steckt. 
 
Komentar: 
Kathrin Strobel verfügt über sehr viel Wortwitz und ausgefallene Ideen, was diesen Fantasy-Western zu einem Highlight macht. Don Sullivan ist ein narzisstischer Typ, hinter dessen hübscher Fassade aber mehr steckt, als man auf den ersten Blick vermutet. Und auch alle anderen Charaktere sind sehr beeindruckend. Als Jaspal und ihre Gefährten Peter zum ersten Mal sehen können sie nicht glauben, dass dieser Typ tatsächlich steckbrieflich gesucht wird. Er ist eher ein Zwerg und für Don Sullivan eine stetige Quelle für dumme Witze. Die Dialoge zwischen dem Schönling und dem Zwerg sind das Salz in der Suppe dieser Geschichte und ich habe oft schallend gelacht. Als allerdings Falk zu der Truppe stößt, hat Don Sullivan nicht mehr viel zu lachen. Denn Falk ist äußerst attraktiv und auch Dons Chefin Jaspal scheint dessen Charme zu erliegen. Mehr Namen möchte ich nicht nennen, denn wer nach und nach noch zu diesem Chaoshaufen stößt macht den Reiz der Geschichte aus.
 
Die Karte im inneren des Covers zeigt dem Leser schon, was ihn erwartet. Beast und Don Sullvan haben diese Karte erstellt und mit allerlei dummen Kommentaren versehen. West und Ost werden durch eine Meerenge getrennt. Der Westen ist staubig, es gibt kaum Leben dort und die Menschen müssen hart kämpfen, um dem Boden genug zum Überleben abzutrotzen. Die Manieren sind rau bzw. nicht vorhanden. Es wird erst geschossen, dann werden Fragen gestellt. Für Kopfgeldjäger eine wahre Goldgrube, denn immer hat jemand etwas gegen jemanden und Aufträge gibt es mehr als genug. Don Sullivan und Beast hatten zuerst alleine versucht in diesem Gewerbe Fuß zu fassen aber erst Jaspal hat das Unternehmen zum Erfolg geführt. Beast ist zwar groß und furchteinflößen aber er hat ein kindliches Gemüt und oft zu viel Mitleid mit den Opfern. Beast würde sogar mit den »Kreaturen« Freundschaft schließen, während diese versuchen ihn zu fressen. Und er würde sich sicherlich noch Salz und Pfeffer auf das Haupt streuen, damit er besser schmeckt. Diese Liebe und Zuneigung zu jedem Lebewesen und seine naive Art bringen die Freunde genauso oft in Bedrängnis, wie Don Sullivan Arroganz und große Klappe. Er kann sie nicht halten und geht auf jede Provokation ein, was Jaspal oft in den Wahnsinn treibt. Sie muss dann stets versuchen, eine diplomatische Lösung für die Probleme zu finden, bevor sie zu ihrer Flinte greift. 
Der Osten ist das genaue Gegenteil des Westens. Hier blühen Handel und Wirtschaft. Kunst und Kultur gehören zum Alltag, die Menschen wollen sehen und gesehen werden. Dementsprechend kleiden sie sich auch. Die Freunde aus dem Westen fallen durch ihr Verhalten und ihre Kleidung sofort auf und schon bald treten sie von einem Fettnäpfchen ins nächste. Zwar kommen sie ihrem Ziel immer näher und finden weitere Verbündete, die Situation wird aber immer gefährlicher. 
Zu Beginn kann man als Leser absolut nicht erkennen, worauf diese Geschichte hinausläuft und ich war am Ende merkwürdigerweise etwas enttäuscht. Dabei kann ich nicht einmal sagen, wieso. Die Figuren sind wunderbar überzeichnet, die Geschichte spannend aber das Ende kam für mich dann irgendwie zu schnell und war zu kurz, teilweise war es vielleicht etwas zu hektisch. Ich habe auf Amazon gelesen, dass viele den Schreibstill wirr fanden, das kann ich absolut nicht bestätigen, Kathrin Schobel schreibt flüssig und souverän. 

Ich möchte eine Stelle zitieren, die mir gut gefallen hat und die bezeichnend für Don Sullivan ist:

Seite 175: »So tat ich, was ein Mann in meiner Situation tun kann. Ich seufzte. Laut und leidenschaftlich genug, damit Gott und der Teufel mich hören konnten. Letztendlich würde sich zeigen, wer den besseren Kundenservice hatte.«

Eine weitere Eigenart Don Sullivans, die seine Selbstverliebtheit widerspiegelt, ist, dass er jeden Satz mit »Ich« beginnt, auch wenn Jaspal ihn ständig darauf hinweist, dass nur der Esel sich immer zuerst nennt. Die Autorin schafft es, diese Eigenart das ganze Buch hindurch zu halten. Es ist eine Herausforderung an den Leser, herauszufinden, ob es einen Bruch gibt. 
Ich habe das Buch übrigens alleine schon wegen des Covers haben wollen. Ich mag Western vor allem die modernen Western wie »Longmire« oder die Bücher um »Joe Leaphorn«. Dieses Cover verspricht alles und noch viel mehr. Zum Glück hat das Buch gehalten, was das Cover versprochen hat. Jedes Kapitel wird mit einer Zeile eines Songs überschrieben und ich muss zugeben, dass ich außer Johnny Cash und  Hozier, kaum etwas kannte. Es wird also noch eine weitere Herausforderung, in alle Songs hinein zuhören. Insgesamt also innen und außen ein optisches Highlight.
 
Fazit: 
Alles in allem ein sehr amüsanter, außergewöhnlicher Roman, der mich gut unterhalten hat. Wer Fantasy abseits der Norm lesen möchte, wird hier gut bedient. Neben der Nighthunter Serie von Anton Serkalow ist dies mein dritter »Fantasy Western« dieses Jahr und ich bin angenehm überrascht von der Vielfalt der Ideen und den außergewöhnlichen Charakteren. Mehr davon.
 
Titel: Don Sullivan 
Autorin: Kathrin Strobel 
Verlag: Talawah, Softcover, 460 Seiten 
ISBN: 9783947550043

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