Musikalische Fluchten

17 Januar 2021

Blut und Feder von Peter Hohmann

  
Mit seinen weißen Haaren und seinen roten Augen wird Hoimar schon als Kind mit Misstrauen betrachtet. Man hält ihn für einen Dämon, jemanden, der Leid und Unglück über die Menschen bringt. Er muss mit ansehen, wie sein Vater ermordet wird. Das Gesicht des Mörders verfolgt ihn in seinen Träumen, nie wird er dieses Antlitz vergessen. Ein paar Jahre darauf stirbt auch seine Mutter nach schwerer Krankheit und der Junge ist nun allein und schutzlos, ein Spielball der brutalen Triebe seiner Altersgenossen. Er wird geschlagen, gedemütigt und sogar verkrüppelt. Nur Wunna, seine Freundin aus Kindertagen, hilft ihm. Sie bringt ihm Essen und Kleidung und unterhält sich mit ihm.
 
Doch sie muss das Dorf verlassen, um eine arrangierte Ehe einzugehen und Hoimar bleibt einsam zurück. 
Damit nicht genug, Torleif, der Sohn des Dorfältesten, klagt ihn der Hexerei an und stachelt die Dorfbewohner dermaßen auf, dass sie den jungen Mann auf dem Scheiterhaufen verbrennen möchten. 
Rettung naht in Gestalt eines Hünen, der von einem riesigen Wolf begleitet wird und einer wunderschönen jungen Frau. Nach seiner rettung folgt Hoimar diesen seltsamen Wesen vertrauensvoll, denn er hat nicht mehr zu verlieren. 
 
Kommentar: 
Die Geschichte wird von Peter Hohmann gewohnt routiniert und spannend erzählt. Die Spannung baut sich sehr langsam aber kontinuierlich auf. Wir erleben die Kindheit und Jugend Hoimars mit, der stets von allen gemieden, verachtet und verprügelt wird. Nur Wunna lässt sich von Hoimars Äußerem nicht abschrecken. Sie liebt die Geschichten, die er zu erzählen weiß. Er lernt sie von seiner Mutter, die sich in Kräuterheilkunde auskennt und den Dorfbewohner bei so manchem Leiden helfen kann. Die Freundschaft zwischen den beiden Kindern ist rein und unschuldig, wird aber von den Bewohnern Trosevigs  mit Misstrauen betrachtet. Als die Kinder älter werden, keimen zarte Gefühle füreinander auf, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Die hübsche, lebhafte Wunna, deren Vater zu den reichen Bewohnern des Ortes zählt und ein armer Krüppel? Unvorstellbar.
Als Wunna Trosevig verlassen muss, bricht für Hoimar eine Welt zusammen, das letzte Licht hat sein Herz verlassen. Doch obwohl er einsam und verzweifelt ist, klammert er sich an sein Leben, als man ihm auf den Scheiterhaufen verbrennen will. 
Dieser erste Teil berührt den Leser, wir leiden mit den beiden jungen Menschen, die nicht zueinander finden dürfen. Und wir sind entrüstet über die Misshandlungen, seelischen wie körperlichen, denen Hoimar tagtäglich ausgesetzt ist. 
Dieser Abschnitt endet mit dem Auftauchen Sveas und ihres hünenhaften Begleiters, die Hoimar vor dem Scheiterhaufen retten. Für ihn beginnt ein neues Leben, abgeschieden von der Welt. Über diesen Abschnitt möchte ich nicht zu viel verraten, denn hier beginnt die eigentliche Geschichte und der Lebensweg des jungen Mannes ändert sich. 
Mir persönlich war dieser Teil etwas zu lang, das ist aber rein subjektiv. Die Veränderung Hoimars konnte nicht von einem Tag auf den anderen erfolgen, es brauchte seine Zeit und die hat der Autor ihm gegeben. Gerade wegen dieser längeren Phase wirkt die Veränderung absolut glaubhaft. Er mutiert nicht innerhalb weniger Tage zu einem Superhelden wie es in anderen Büchern üblich ist, er lernt, macht Fehler, zweifelt und er ist unsagbar neugierig. Er saugt Wissen auf als wäre er ein Fass ohne Boden. Durch dieses Aufblühen wächst er dem Leser noch viel mehr ans Herz. 
Insgesamt ist ein keine actionreiche Geschichte, wer Schlachten und Kämpfe erwartet, wird eher enttäuscht sein. Wer sich aber auf eine ruhige Geschichte einlassen möchte, die zur Zeit der Christianisierung der nordischen Länder spielt, wird begeistert sein. 
Ich war gespannt, wie sich die Geschichte im letzten Drittel entwickelt und wurde nicht enttäuscht. Es ist mein Viertes Buch des Autors, jedes war anders und jedes spannend. Ich mag es, wenn ein Autor sich nicht wiederholt und jedes Buch eine Überraschung ist. Der Roman ist abgeschlossen und als einzelnes Buch lesbar.
 
Fazit: 
Eine spannende Geschichte über einen Außenseiter, der seinen Weg findet, flüssig und spannend erzählt, mit einigen kleinen Längen, die man bei so einer Erzählung gerne verzeiht.
 
Autor: Peter Hohmann 
Verlag: Selfpublisher, TB, 636 Seiten 
ISBN: 9798643430285

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