Musikalische Fluchten
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26 September 2020
Lars Gunmann - Autoren sterben einsam (eine Krimi Komödie)
Hagen Neubauer sieht sich als kommenden Star am Autorenhimmel. Er ist fest davon überzeugt, dass sein Regionalkrimi der Beste ist, der jemals geschrieben wurde. Daher ist es für ihn völlig unverständlich, dass die Entscheidungsträger in den Verlagen das nicht so sehen. Es erreicht ihn eine Absage nach der anderen.
Hagen ist eine gescheiterte Existenz, seine Frau hat ihn verlassen, er hat seinen Job verloren, die Absagen sind der Tropfen, die das Fass zum Überlaufen bringen. Doch plötzlich, oh Wunder, eine Zusage. Sein Werk wird vom Verlag »Walther Wolfgang von Gothe« in den höchsten Tönen gelobt. Der Verlagsleiter, Guido M. Schwabenfeld, bittet Hagen um eine sofortige Vertragsunterzeichnung, damit dieses Wunderwerk eines Regionalkrimis sofort in Druck gehen kann. Hagen sieht sich schon mit einem Porsche vor dem eigenen Traumhaus vorfahren, wo hingebungsvoll seine Exfrau Sabrina auf ihn wartet und endlich seine Qualitäten anerkennt.
In seinem Höhenrausch erkennt Hagen jedoch nicht, was er da unterschreibt. Er soll plötzlich mit 12.000 Euro in Vorleistung gehen. Woher nehmen und nicht stehlen? Sein Dispo ist am Limit, seine Exfrau hat ihm den Unterhalt gestrichen und einen Job kann er unmöglich annehmen, da er ja weitere Beststeller schreiben möchte und ein profaner Job seinen Schreibfluss und seinen Denkprozess stören würde.
Kommentar:
Mehr möchte ich zu dem Inhalt nicht schreiben, die Geschichte wird immer haarsträubender und was Hagen alles erlebt und übersteht, ist einfach unfassbar.
Falls der Autor hier seine eigenen Erlebnisse mit der Verlagswelt eingebaut hat, ist er wirklich zu bedauern. Zu Beginn ist mir Hagen sehr unsympathisch. Er ist so von sich selbst überzeugt, dass es fast schon nervt. Er ist ein Tagträumer und stellt sich vor, was er mit den Millionen, die so ein Bestseller einbringt, alles machen wird. Vor allem möchte er seine Ex davon überzeugen, dass er kein Versager ist. Sicherlich sind solche Träume schön und sie seien jedem angehenden Autor auch gegönnt aber man sollte den Bezug zur Realität nicht verlieren und sich vorab über Möglichkeiten und Chancen informieren. Und sicherlich auch das Kleingedruckte lesen. Ich erinnere mich an letztes Jahr, als ein Verlag nicht mehr seinen Verpflichtungen nachgekommen ist und es in der Autorenwelt ziemlich gekocht hat. Sind die Manuskripte erst einmal beim Verlag und der Vertrag unterschrieben, ist es schwer, sein »Buchbaby« wieder zurückzubekommen. Das muss leider auch Hagen erfahren.
Im Laufe der Geschichte mochte ich ihn aber immer mehr und als Trigger dazu kommt, wird es wirklich sehr skurril und amüsant. In rasanten Tempo steigert sich die Erzählung zu einem fulminanten Kriminalfall oder eher zu einer Kriminal Komödie, denn ich musste oft lauthals lachen. Die Personen sind teilweise überzeichnet und sehr klischeehaft aber gerade dadurch wirkt der Roman absolut glaubwürdig.
Die Idee zu diesem Buch ist außergewöhnlich und »Lars Gunman« schafft es, dieses Außergewöhnliche die ganze Geschichte hindurch beizubehalten. Der Spannungsbogen ist hoch, denn von Seite zu Seite fragen wir Leser uns, was dem armen Kerl noch abstruses passiert. Und mit jedem Auftauchen eines neuen Charakters wird es alles noch skurriler. Egal, ob es »nur« ein Nachbar ist, der ein Gedächtnis wie ein Elefant hat oder eine Fahrkartenkontrolleurin. Nur das Leben kann solche Geschichten schreiben, das kann man sich nicht ausdenken. Und leider haben ja viele Autoren die Erfahrung machen dürfen, dass diese Druckkostenzuschuss nicht unbedingt selten ist.
Der Krimi liest sich sehr flüssig, der Autor bedient sich einer sehr humorvollen Sprache, nur der fehlende Genitiv hat mich zur Verzweiflung gebracht. Ich weiß, dass heute keinen Wert mehr darauf gelegt wird aber einige Sätze würden wesentlich besser klingen. Aber dann wiederum folgen so überzeugende Beschreibung wie der »Mord mit Kissen«, dass man sich am liebsten als Opfer anbieten möchte. Nie liebte jemand ein Kissen mehr als Hagen, davon bin ich überzeugt!
Das Cover des Buches ist minimalistisch gehalten, passt aber seltsamerweise gerade dadurch perfekt zu dieser Geschichte. Sie beinhaltet so viel, dass ein bescheidenes Cover einfach die perfekte Kombination ist.
Fazit:
Für mich eines der unterhaltsamsten und amüsantesten Bücher 2020. Da ja alles Buchmessen und Conventions ausgefallen sind und man weder Verleger noch Autoren treffen konnte, ist dies ein kleiner Ersatz. Eine Geschichte über das Verlagswesen, wie es sie noch nie gab.
Und in einem Punkt muss ich vehement widersprechen: Die »Zwerge« sind wesentlich besser als »die Orks«!!!
Ich bedanke mich für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung ist subjektiv und keine Werbung.
Titel: Autoren sterben einsam
.....eine Krimikomödie
Autor: Lars Gunmann
Verlag: Selfpublishing, TB, 241 Seiten
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