Der
Götterkrieg hat die Welt verändert. Wo einst Giganten und Menschen friedlich
nebeneinander gelebt haben, herrscht nun Krieg unter den Rassen.
Auslöser
für diesen Krieg waren Asroths Ränke, der seinem Bruder Elyon seine Macht
neidete. Asroth wurde besiegt und die Anderwelt verbannt und Elyon schuf die Menschen
und Giganten, die damals in Harmonie lebten und über Erdmagie herrschten. Aber
irgendwie gelang es Asroth, eine Verbindung zwischen der Anderwelt und der Erde
herzustellen und er verführte Menschen und Giganten zum Bösen, weckte ihren
Ehrgeiz und ihre Machtgier. Das erzürnte Elyon, der die Menschen und Giganten
bestrafte, sie fast auslöschte. Zu spät erkannte er, dass Asroth heimtückischer
Plan fast zur Vernichtung der Erde geführt hätte. Doch die Saat war gesät, die
Clans der Giganten spalteten sich und jeder kämpfte gegen jeden. Die schiere
Anzahl der Menschen trieb die Giganten immer mehr in abgelegene Gebiete, Wälder
und Berger zurück, neue Königreiche der Menschen entstanden und die Zeit der
Einigkeit wurde vergessen.
Tausend
und mehr Jahre sind nach diesen Ereignissen vergangen. Nur eine alte Prophezeiung warnt
vor einem neuen Krieg, wenn ein Streiter des Lichts und ein Streiter der Dunkelheit
in Erscheinung treten werden, um den letzten, ultimativen Kampf zu führen. Und
nun scheint diese Zeit angebrochen zu sein. Die Giganten regen sich und
überfallen immer dreister menschliche Siedlungen, die Gigantensteine weinen
Blut und längst vergessene Wesen aus alten Legenden werden gesichtet.
In
dieser Zeit wachsen mehrere junge Menschen auf, deren Schicksal es sein wird,
in dem kommenden Krieg eine große Rolle zu spielen, auch wenn zu Beginn nicht
klar ist, auf welcher Seite sie stehen werden.
Kommentar:
Natürlich
sind Klappentext und Cover der erste Auslöser und verführen dazu, das man ein
Buch lesen möchte. Als ich gesehen habe, dass Wolfgang Thon dieses Buch
übersetzt hat, wollte ich es unbedingt lesen, denn ich mag seine Ausdrucksweise
und seinen Stil und kenne auch seine eigenen Bücher. Bis auf ein kleines
Ärgernis wurde ich auch nicht enttäuscht. Die Nutzung der Bezeichnung Mum und
Pa zieht sich durch das ganze Buch und fängt mit der Zeit an zu nerven. Im
amerikanischen ist es durchaus üblich Mum und Dad zu sagen aber etwas
Flexibilität in der Übersetzung der Bezeichnungen hätte der Geschichte gut getan.
Das
war aber der einzige kleine Wermutstropfen und sprachlich und inhaltlich hat
mich das Buch begeistert. Die Rezensionen, die ich zu diesem Buch gelesen habe,
sind eher mittelmäßig oder negativ, was ich durchaus verstehen kann, auch wenn
ich eine gänzlich andere Meinung dazu habe. Ich denke, diese Leser waren nicht unbedingt
die Zielgruppe des Epos. Einen High Fantasy Roman ein Jugendbuch zu nennen, nur
weil die Protagonisten junge Menschen sind, ist meines Erachtens falsch. Es
handelt sich um eine Welt, die unserem Mittelalter gleicht, es gibt Ritter
Krieger, Handwerker, einen Bauernstand und Menschen , die in großer Armut leben. Auch im Mittelalter
war es schon so, dass man im Alter von 14-16 Jahren als erwachsener Mensch galt,
zum Krieger ausgebildet wurde. Mädchen wurden schon im Alter von 14 Jahren zu
einer Frau und gründeten einen eigenen Hausstand. Politisch arrangierte Ehen
waren üblich, um die Macht und das Eigentum von Königen oder Fürsten zu
stärken.
Die
Protagonisten in diesem Buch kommen aus unterschiedlichen Königreichen und ihre
Leben und Lebenswege sind grundverschieden. Auf 800 Seiten lässt sich der Autor
sehr viel Zeit, die Personen einzuführen. Wir lernen ihre Lebensumstände, ihren
Charakter, ihre Ängste und Träume kennen. Ich liebe diese sehr leisen und
langsamen Geschichten, deren Potenzial sich erst nach und nach entfaltet und in
der die Protagonisten immer wieder neue Facetten zeigen. Nicht alle Leser haben
die Geduld dazu. Wer jedoch "die Brücke der Gezeiten" "der Krieg
der Götter" oder auch "die
Sturmlicht-Chroniken" mag, wir an dieser neuen Serie seine Freude haben.
Jedes
der Kapitel trägt als Überschrift den Namen eines der Hauptcharaktere, was zu
einem häufigen Wechsel der Szenarien führt. Natürlich immer an der jeweils
spannendsten Stelle, was zum weiterlesen verführt. Ich habe mir einige Nächte
um die Ohren geschlagen, weil ich einfach wissen wollte, wie es mit Corben weitergeht,
die Handlung aber erst 50 oder mehr Seiten später ihre Fortsetzung fand. Ein
gelungener Kniff des Autors, der damit den Suchtfaktor erheblich erhöhte. Der
erste Band umfasst ca. zwei Jahre und endet natürlich mit einem Cliffhänger
Corben
ist 14 Jahre alt, ein unsicherer, etwas ängstlicher Junge, der das Herz jedoch
auf dem rechten Fleck hat und der Ungerechtigkeit nicht ertragen kann. Im Laufe
des ersten Bandes der Geschichte entwickelt er sich zu einem couragierten
jungen Mann, der das Schwert beherrscht wie kaum ein anderer. Dass er eine
Woelven zähmen konnte, macht ihm in seiner Heimatstadt zu etwas Besonderem,
verschafft ihm aber auch einige Feinde.
Kastell
ist 16 Jahre alt. Seine Eltern wurden von Giganten abgeschlachtet und er wächst
fortan im Haus seines Onkels auf, dem König von Isiltir. Sein Cousin Jael hasst
ihn bis aufs Blut und sieht in dem Waisen einen Rivalen um den Thron. Daher
macht er ihm das Leben zur Hölle, was Kastell dazu veranlasst, über seinen
Platz in der Welt, seine Zukunft und seine Ziele nachzudenken.
Veradis
kommt im Alter von 19 Jahren an den Hof von Hochkönig Aquilus. Dessen Sohn
Nathair erkennt in Veradis ein großes Potenzial und nimmt ihn in seine
Sondertruppe auf. Nathair ist jung und ungestüm. Immer wieder kommt es zu
Konflikten mit seinem Vater, der den jungen und oftmals unbeherrschten Prinz
bremsen will. Doch so leicht gibt Nathair nicht auf und hinter dem Rücken
seines Vaters schmiedet er Bündnisse und übt neue Kampftechniken, die im
bevorstehenden Krieg eine große Rolle spielen werden.
Zu
den jungen Männern gesellen sich Cywen und Edana. Erstere ist die Schwester von
Corben. Eine junge Frau, die eine tiefe Leidenschaft zu Pferden verspürt und die oft in den
Stallungen aushilft. Als Tochter eines Schmiedes kennt sie sich gut mit Pferden
aus. Durch ihre Arbeit im Stall hört sie so manches, was die ankommenden Gäste
ausplaudern. Sie steht ihrem Bruder Corben treu zur Seite, sehr zu seinem
Ärger, denn es beschämt ihn, dass Cywen seine Kämpfe bestreiten muss. Edana ist
die Tochter des Königs beste Freundin von Cywen.
Zu
diesen jungen Menschen gesellen sich noch einige reifere Protagonisten, allen
voran Stallmeister Ghar, dessen Vergangenheit ein Geheimnis ist und der stets
ein Auge auf Corben hat. Und die als Hexe verschriene Heilerin Brina sowie der Räuber Camlin dessen Leben eine etwas ungewöhnliche
Wendung nimmt .
Jeder
der jungen Menschen hat eine Bürde zu tragen, sie werden verspottet, gedemütigt
oder stehen im Schatten erfolgreicher Väter und Brüder. Sie werden nicht respektiert,
sie werden "Kind" oder "Feigling" genannt und müssen sich
Ehre und Respekt erkämpfen und verdienen. Ein langer und mühseliger Weg, der
manche von ihnen in die falsche Richtung führt. Die Jungen bringen
Veränderungen, welche die Alten nicht akzeptieren können und wollen. Ein ewiger
Konflikt in allen Welten und durchaus auch in unserer Realität. Die Alten
wollen nicht weichen, klammern sich mit aller Kraft an ihre (langsam
schwindende) Macht und die Jungen wollen ihre Ideen umsetzen und neue Pfade
beschreiten. Sie sind zukunftsorientiert
und fühlen sich nicht an die alten Traditionen gebunden.
Wie
sich die Pfade der sehr unterschiedlichen jungen Menschen kreuzen und wer welchen Pfad einschlägt mag jeder
selber erlesen. Für Hopplahopp Leser ist die Serie nicht geeignet, sie erfordert
Geduld und eine Liebe zur detaillierten High Fantasy. John Gwynne hat hier eine
spannende Welt erschaffen, mit einer eigenen Religion und Geschichte, ergänzt
durch eine schöne Karte und einem Glossar am Ende des Buches. ich freue mich
auf Band zwei und bedanke mich bei Randomhouse für die Bereitstellung des
spannenden Buches.
Titel: Macht
Serie: Die Getreuen und die Gefallenen
Autor: John Gwynne
Übersetzer: Wolfgang Thon
Umschlag: Inkcraft
Verlag: Blanvalet, Softcover, 800 Seiten
ISBN: 9783734161193
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