Musikalische Fluchten

23 August 2017

Die Magier seiner Majestät von Zen Cho



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Wider Willen wird der junge Magier Zacharias Wythe zum königlichen Magier ernannt. Auf Grund seiner Hautfarbe und seiner Herkunft wird er von seinen Kollegen abgelehnt. Ignoranz und Hass schlagen ihm entgegen. Viele halten ihn für den Mörder seines Ziehvaters und ehemaligen königlichen Hofmagiers, Sir Stephen Wythe, auch wenn keinerlei Beweise für solch eine frevelhafte Tat vorliegen.
Da der Stab des Königlichen Magiers Zacharias als Nachfolger anerkannt hat, müssen sich die anderen Magier Englands damit abfinden, dass ein, in ihren Augen Unwürdiger, nun diesen Posten bekleidet.
Als sich die Anschläge auf sein Leben häufen, verlässt Zacharias Wyhte London, um an einer Schule für höhere Töchter einen Vortrag über die Gefahren der Magie zu halten. Danach möchte er weiter bis zur Grenze des Feenreiches reisen, denn dort kommt es zur Verstopfung der Magie. Bisher floss ein stetiger Strom von Magie aus dem Feenreich nach England, doch diese Quelle scheint nun versiegt.  


An der Schule begegnet Zacharias der jungen Prunella Gentleman und erkennt in ihr ein unermessliches Potenzial an magischen Fähigkeiten. Doch den Frauen ist es verboten Magie zu wirken, sie gelten als zu schwach, um mit den Kräften der Magie umzugehen.
Nun stehen dem jungen Mann schwierige Aufgaben bevor. Er muss die alten, verkrusteten Vorurteile der Magier gegen Frauen aufbrechen, die Ursache für das Verschwinden der Magie finden und sich auf seinem Posten behaupten.
Kommentar:
Diesen Roman in eine bestimmte Kategorie einzuordnen wird etwas schwierig. Er spielt in einem erdachten London des achtzehnten Jahrhunderts. Das Frauenbild in diesem Buch ähnelt dem unserer viktorianischen Zeit: Das Lebensziel einer jungen Frau soll es sein, zu heiraten, Kinder zu bekommen und ihrem Mann zu gehorchen. Frauen haben keine Rechte, sie haben hübsch auszusehen und gute Gastgeberinnen zu sein. Aus Belangen der Politik haben sie sich herauszuhalten, dürfen sich aber durchaus für Kunst und Kultur interessieren. Ihre körperliche und geistige Schwäche ist ein Grund, ihnen jegliche Anwendung von Magie zu untersagen, denn nach Ansicht des Mannes braucht es enorme geistige Stärke und Willenskraft, um die Magie zu beherrschen. Die Komplexität der magischen Formeln überfordert den schwachen Geist der Frau.
Die Männer, die dies alles propagieren, haben noch keine Bekanntschaft mit Prunella Gentleman gemacht. Sie ist eine junge, energische und ehrgeizige Person, der das Zaubern schon in die Wiege gelegt wurde. Auch ohne Ausbildung wirkt sie starke Zauber, die als solche kaum zu enttarnen sind. Als Zacharias das Potenzial der jungen Frau erkennt, nimmt er sie als Lehrling an. Natürlich erst, nachdem Prunella insistiert hat und sich einfach in seine Kutsche geschmuggelt hat, um nach London mitgenommen zu werden.
Sir Damerell, einer der wenigen Freunde des königlichen Magiers, macht es sich zur Aufgabe, Prunella in die Gesellschaft einzuführen. Unterstützung erhält er dabei von Lady Maria Wyhte, die ihrem Ziehsohn sehr zugetan ist und ihn in allen Belangen unterstützt. Schnell mischt die Schönheit vom Lande die Londoner Gesellschaft auf und da die Salons der Damen das reinste Klatschzentrum sind, erfährt sie sehr schnell etwas über die missliche Lage Zacharias.
Ich bin etwas hin und hergerissen, wie ich diesen Roman beurteilen soll. Eine Prise Romantik, eine Prise Humor, etwas historische Fantasy und ein kleiner Kriminalfall werden hier sehr schön zusammengemixt. Zacharias mit seiner sehr introvertierten Art ist von Beginn an symphytisch. Prunella ist das genaue Gegenteil des jungen Mannes, sie verfügt über eine scharfe Zunge und einen brillanten Verstand und setzt diese als Waffen ein. Man würde sie wohl als Suffragette bezeichnen. Zusammen mit dem exzentrischen Damerell und dessen Vertrauten Rollo hilft sie dem jungen Magier, wie und wo sie nur kann.
Das Sittenbild der damaligen Zeit lässt uns heute schmunzeln aber damals war es sicherlich ein Skandal, wenn sich eine junge Dame ohne schickliche Begleitung in den Räumen eines Mannes befand oder seine Gesellschaft suchte. Was mich persönlich gestört hat, dass hier zwei Menschen mit anderer Hautfarbe auch von der Autorin ausgegrenzt werden. Sicherlich mag sie mit dem Roman und den Protagonisten aufzeigen wollen, dass zu damaliger Zeit Rassismus und Vorurteile alltäglich waren, dass aber ausgerechnet diese zwei Außenseiter mit dunkler Hautfarbe zueinander finden hat schon einen Beigeschmack.
Der Schreibstil und die Sprache passen sich der beschriebenen Zeit an und wirken etwas altmodisch und zäh. Man denkt automatisch an Wilkie Collins. Daher hat man etwas Mühe, sich in die Geschichte einzufinden. Mir hat es Spaß gemacht aber ich denke, einige Leser werden Probleme damit haben. Zudem kommt, dass das Ende nicht wirklich überzeugend war, erst passiert so gut wie gar nichts, dann überschlagen sich die Ereignisse auf wenigen Seiten und werden etwas überspitzt dargestellt.
Sehr gut gefällt mir das Cover, was ein wenig den Eindruck von Steampunk vermittelt, was aber täuscht.
Alles in allem eine nette Geschichte ohne hohe Ansprüche, unterhaltsam und amüsant für ein paar vergnügliche Stunden. Nicht zu vergleichen mit Books & Braun, die in einer wesentlich höheren Liga spielen.
Titel: Die Magier seiner Majestät
Autor: Zen Cho
Übersetzer: Julia Becker
Verlag: Knaur, TB, 447 Seiten
ISBN: 9783-42651914-1

1 Kommentar:

  1. Hallo Petra

    Das Cover finde ich auch sehr ansprechend. Ich habe jetzt mal nur die letzten Sätze deiner Rezi gelesen, weil ich es eventuell auch noch lesen möchte.

    Ich habe dich eben bei "miteinanderstattgegeneinander" entdeckt. Mir gefällt dein Blog. Ich bleibe gleich mal als Leserin da.
    Über einen Gegenbesuch würde ich mich freuen.

    Liebe Grüße,
    Gisela

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