Musikalische Fluchten

15 Juli 2017

Planetenjäger von Gardner Dozois, Daniel Abraham und GRRM



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Ramon Espejos wird es nie müde zu betonen, wer er ist. Mit Stolz nennt er seinen Namen, egal, ob er jemanden zusammen schlägt, ob er betrunken in einer Kneipe sitzt oder ob er mit Aliens konfrontiert wird. Er ist ein harter Hund, ein Einzelgänger, ein Überlebenskünstler, der sich nichts sagen lässt, sich von niemandem bevormunden lässt und für den Gefühle lediglich eine Ablenkung sind. Seine Beziehung zu Elena sieht er pragmatisch, bei ihr bekommt er ein Bett zum schlafen und Sex, Freunde hat er keine, er hat sie schon lange durch seine ruppige Art vertrieben.


Als er in der Stadt wieder einmal über das Ziel hinausschießt und im Streit einen Menschen ersticht, macht er sich in seinem Transporter auf in die Wildnis. Als Prospektor erschließt er unbekannte Territorien und sucht nach Bodenschätzen, somit ist er die Einsamkeit der Wildnis gewohnt. Immerzu hofft er auf einen super Fund, eine Entdeckung, die ihn reich machen wird. Und er entdeckt etwas. Allerdings nicht das, was erwartet hat. Eine Alienrasse hat sich in der Wildnis vor allen Menschen und anderen Spezies verborgen und möchte auch weiterhin unentdeckt bleiben. Sie nehmen Ramon Espejos gefangen und zusammen mit dem Alien Maneck soll er einen entlaufenen Flüchtling aufspüren, damit das Geheimnis dieser fremdartigen Wesen bewahrt bleibt.
Die zwei sehr unterschiedlichen Wesen müssen zusammen arbeiten, um in der Wildnis zu überleben, mögen sie noch so verschieden sein.
Die Bücher von George R.R. Martin gehören nicht unbedingt zu meinen Favoriten,  seine SF Romane, die lange vor seinem GoT erschienen sind, zeichnen sich nicht unbedingt durch einen guten Schreibstil oder innovative Ideen aus. Aber Bücher, die er mit Co.-Autoren veröffentlich, wie die Asse Reihe oder jetzt dieses Buch, sind wirklich lesenswert, flüssig geschrieben und spannend.
Die Selbstfindung des Ramon Espejos überzeugt von der ersten bis zur letzten Seite. In den Slums auf der Erde aufgewachsen, nimmt er die Chance wahr, auf einem fremden Planeten ein neues Leben zu beginnen. Aber der Underdog hat auch auf der neuen Welt kaum eine Chance, seine Träume zu verwirklichen. Seine Tätigkeit als Prospektor bringt ihm kaum Gewinn, das bißchen Geld, dass er einnimmt, versäuft er oder steckt es in die notwendigen Reparaturen seines alten Transporters. Seine Beziehung zu Elena ist ein stetiges auf und ab zwischen Streit und Versöhnung. Er ist ein Typ, der auch Frauen schlägt aber Elena steht ihm in nicht nach. Zwei Menschen, die einander ebenbürtig sind, eine Beziehung, die auf der Angst vor dem Alleine sein aufgebaut ist.
Ramon Espejos sieht sich als harten Hund. Stets musste er in seinem Leben um alles kämpfen. Er macht keine Zugeständnisse und keine Kompromisse, er ist sein alleiniger Herr. Die Natur des neuen Planeten entspricht seinem Naturell. Hart und unbeugsam, karg. Als die Aliens ihn gefangen nehmen, ist das für diesen Mann eine wahre Tortur. Er versucht alles, um es dem Flüchtling zu ermöglichen, eine Siedlung zu erreichen und die Verfolgung zu verzögern. Den Autoren ist es sehr bildhaft und lebhaft gelungen, die Verzögerungstaktiken zu beschreiben, ich konnte mich öfters eines Schmunzelns nicht erwehren. Maneck weiß nichts über die Menschen, daher ist es für Ramon ein leichtes, den Außerirdischen zu übertölpeln. Die Rasse Manecks und die Rasse der Menschen sind sich völlig fremd, ein Verständnis und eine Annäherung scheint unmöglich.
Planetenjäger entspricht nicht den Erwartungen, die man beim Betrachten des Covers hat. Es ist eine eher leise und ruhige Geschichte über die Selbstfindung eines Menschen und die Annäherung zweier Spezies. Ich habe beim Lesen des Buches an den Film Enemy Mine denken müssen. Auch dort nähern sich zwei Wesen unterschiedlicher Spezies einander an, müssen lernen, sich zu respektieren. Ramon Espejos reflektiert sein Leben und kommt zu dem Schluss, dass er etwas ändern muss. Aber wie? Gefangen in einer ewigen Spirale von Alkohol, Frust. Machogehabe und  Überlebenskampf scheint es kein entrinnen zu geben. Die Autoren haben ihren Protagonisten sehr lebhaft und glaubwürdig skizziert. Für einen Macho wie Ramon ist es nicht leicht, sich selbst zu hinterfragen. Und hier kommt kein Knalleffekt und keine unglaubwürdige Wendung, die Entwicklung schreitet langsam voran und wir sind jede Seite gespannt, wie es nun weiter geht und wie Ramon sich aus der Schlinge zieht, welche die Aliens um ihn gelegt haben.
Keine Weltraumschlachten, kein erkennbares Gut oder Böse, keinerlei Ähnlichkeit mit gängigen SF Klischees, der SF Leser wird hier gefordert, sich auf eine einfache und ruhige Geschichte einzulassen.
Für mich war dieses Buch mit seinen überraschenden Wendungen ein kleines Highlight des Lesejahrs 2017. Vielen wird es nicht gefallen, da es nicht der Norm entspricht aber wer gerne Joe Halderman liest, dem wird Planetenjäger sicher auch gefallen.
Wer gute und innovative Fantasy mag, dem sei von Daniel Abraham die magischen Städte empfohlen, von Gardner Dozois gibt es wunderbare Kurzgeschichten, leider meist nur im Original.
Titel: Planetenjäger
Autoren: Gardener Dozois, Daniel Abraham und GRRM
Übersetzer: Andreas Helweg
Verlag: Penhaligon, Softcover, 349 Seiten
ISBN: 9783764531720

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