Musikalische Fluchten

18 Dezember 2016

Magda und Ben- das verbotene Eden von Thomas Thiemeyer



Magda und Ben sind zwei normale junge Leute. Sie stehen kurz vor dem Abitur und somit vor der Entscheidung, wie sie ihr Leben gestalten wollen. Eines ist ihnen klar: Nicht ohne einander.

Magda liebt shoppen und chatten, hat aber durchaus auch eine ernsthafte Seite und absolviert ein Praktikum an der Uniklinik in Köln.

Ben liebt Mittelalterspiele und Rockmusik, es ist der introvertiertere der Beiden.  Sowohl Ben als auch Magda kommen aus gut situierten Familien, es mangelt ihnen an nichts. Sie haben einen großen Freundeskreis, genug Geld, eine eigene Wohnung und ein Auto. Ihr Leben scheint klar strukturiert, nichts und niemand kann sie aufhalten.

Dachten sie. Doch dann kommt die Grippewelle. Erst im benachbarten Ausland, dann schwappt sie allmählich nach Deutschland über und bald ist fast die ganze Bevölkerung infiziert.
Zum Glück gibt es sofort einen Impfstoff, so dass die Gefahr rasch gebannt scheint. Nur hören die Menschen in ihrer Panik leider nicht auf die Warnungen der Wenigen, die vor diesem Impfstoff warnen. Diese werden mundtot gemacht oder als Verrückte dargestellt. Schon bald ist ganz Deutschland geimpft, der Impfstoff wird sogar kostenlos den Dritte Welt Ländern zur Verfügung gestellt und die Herstellungsfirma fährt Milliarden an Gewinn ein.

Somit beginnt das Verhängnis mit einer kleinen Spritze, denn die Nebenwirkungen sind fatal. Aggressionen zwischen den Geschlechtern werden frei gesetzt und ohne einen ersichtlichen Grund beginnen die Frauen damit,  die Männern anzugreifen, zu verletzten und sogar zu töten.  Ein Krieg beginnt, Anarchie brach aus und die Menschheit steht kurz vor dem Ende.

Kommentar:

Aufgrund des Covers und weil es der Abschluss einer Trilogie ist, wollte ich dieses Buch eigentlich nicht lesen. Nur der Name Thiemeyer veranlasste mich, dem Buch eine Chance zu geben und ich bin ehrlich, ich hätte etwas verpasst. Man kann die Geschichte  durchaus lesen, ohne die vorherigen Ereignisse zu kennen, es ist verständlich und spannend geschrieben. Der Fokus liegt zuerst ausschließlich auf Magda und Ben, erst im zweiten Teil treten Personen auf, die auch schon in den vorherigen Bänden eine Rolle gespielt haben, doch der Übergang ist fließend, verständlich und lückenlos.

Die Story beginnt im hier und heute. Alles ist so vertraut, aus dem alltäglichen Leben gegriffen, Aldi; Schule, Kneipe, es könnte unser Leben sein, daher wirkt das anschließende Szenario so bedrückend und glaubhaft, erst im zweiten Teil driftet es in den Bereich SF ab.

Der Autor spielt mit den Ängsten der Menschen. Wie oft erleben wir, wie eine hysterische Berichterstattung in den Medien die Ängste der Menschen schürt und sie an den Rand der Panik bringt. Das Szenario, dass der Autor hier entwirft, ist glaubhaft, da viele Firmen auch heute skrupellos agieren und nur ihren Gewinn im Auge haben. Sicher ist dies nur ein Roman mit einer erfundenen Handlung, doch liegt Thomas Thiemeyer hier oft erschreckend nah an der Wahrheit.


Um zu beeindrucken braucht diese Geschichte keine fantastischen  Kreaturen, fremde oder erfundene Länder und unbesiegbare Helden. Sie spielt mit den Urängsten der Menschen. Abhängig von elektronischer Kommunikation, von technischen Errungenschaften und von modernen Komfort, stürzt die Welt ohne dies alles in ein Chaos. Ein durchaus glaubhaftes Szenario.

Erst im zweiten Teil, 65 Jahre in der Zukunft, beginnt die Geschichte leider etwas zu schwächeln. Vieles bleibt in diesem Band unklar, es kann aber durchaus sein, dass die offenen Fragen in den ersten beiden Bänden schon geklärt wurde. Nichtsdestotrotz gibt es auch einige Fehler in der Story.

Auf Seite 220 erinnert sich Magda, wie alles begann, wie die Stadt zerfiel, die Häuser einstürzten und die Gärten verwilderten. Dabei zog sie, nach dem Angriff auf Ben, mit der Karawane der Frauen aus der Stadt und bekam somit von ihrem Verfall gar nichts mit.

Desweiteren erzählt sie, dass sie an dem Morgen des Angriffs auf Ben, Kräuter gehackt habe, zu Beginn der Geschichte wird jedoch geschildert, wie sie an der Spüle stand und den Abwasch erledigte. 

Im letzten Teil wird Logan von Cedric gefesselt und geknebelt auf ein Pferd gesetzt und in die Schlacht getrieben. Trotzdem kann Logan während der Schlacht nach Gwen rufen, so dass sie ihn erkennen und retten kann. Sicherlich kann man sich auch geknebelt noch artikulieren. Aber in einer tosenden, lärmenden Schlacht geknebelt einen Namen zu rufen, so dass die betreffenden Person einen hören und identifizieren kann, ist sehr unglaubhaft.

Der letzte und größte Kritikpunkt, für den der Autor sicher nichts kann, ist die Gestaltung des Schutzumschlages. Während das Buch sehr schön gestaltet ist und der Innendeckel mit wunderbar ausgearbeiteten Karten dekoriert ist, wirkt der Schutzumschlag wie für eine billige, belanglose Liebesgeschichte gemacht, was sicherlich viele Leser vom Kauf des Buches abhält. Da kann der Autor sich mit der Gestaltung des Buches, der Absetzung der einzelnen Kapitel und der Aufteilung in drei Teile noch so viel Mühe geben, wenn der Leser auf Grund des Bildes auf dem Cover nicht zugreift, wird er das spannende und schöne Innere nicht kennen lernen. Die Zielgruppe sind sicherlich junge Leute aber die Geschichte ist durchaus auch für Erwachsene geeignet und dem sollte Tribut gezollt werden, indem man sie nicht gleich mit dem Äußeren des Buches verprellt.

Fazit:

Ein furioser und überzeugender Beginn, mit einem etwas überstürztem und unglaubhaftem Ende. Aber trotz allem eine lesenswerte und spannende Geschichte, die zum Nachdenken anregt.

Titel: Magda und Ben

Serie: Das verbotene Eden


Verlag: Knaur, gebundene  Ausgabe,  443 Seiten, Ausgabe Dez. 2013

ISBN: 978-3-426-65328-9
Umschlag: ZERO Werbeagentur München

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