Professor
Brendan Doyle bekommt ein Angebot, das er nicht ausschlagen kann. 20.000 Dollar
plus ein Flugticket, um etwas über eine neue Tätigkeit zu erfahren. Was hat er
zu verlieren? Zumal das Angebot von J. Cochran Darrow kommt, einem legendären und
innovativen Wissenschaftler. Doch was Doyle dann zu hören bekommt, erscheint
ihm wie ein surrealer Traum. Eine Zeitreise in das Jahr 1810, um einem Vortrag
Coleridges zu lauschen, dem Dichter,
über den Doyle eine Biografie verfassen möchte. Während die anderen
Mitglieder der Expedition eine Millionen Dollar für die Reise zahlen müssen,
bekommt der Professor und Coleridge Experte diese Reise sogar bezahlt. Nachdem
seine Zweifel beseitigt sind, willigt nimmt Doyle und erlebt unfassbare Wunder.
Doch schon bald verwandelt sich dieser Traum in einen Alptraum. Brandon Doyle
wird im Jahr 1810 entführt und verpasst die Rückreise. Gestrandet in einer
Zeit, in der er keinen Namen und kein Geld hat, unternimmt er alles, um einen
Rückweg durch die Zeit zu finden. Er ist nicht der einzige Mensch, der eines
der Tore in der Zeit sucht, somit muss er sich in einer ihm fremden Welt gegen
unbekannte Feinde wehren, deren Motive für ihn im dunklen liegen. Als er eines Tages
die ersten Takte des Liedes Yesterday hört, weiß er, er ist nicht allein.
Kommentar:
Das
Buch wurde mir von Freunden empfohlen, die meinen Lesegeschmack sehr gut kennen.
Diese Empfehlung kann ich guten Gewissens weiter geben Das Buch ist spannend,
beeindruckend und sprüht nur so vor außergewöhnlichen Ideen. Allerdings trügt
der Titel, denn hier handelt es sich nicht um einen Roman, in der die
ägyptische Mythologie eine Rolle spielt. Auch das Cover passt nicht zu der Handlung
und gefällt mir nicht, ebenso wie bei den neueren Ausgaben vermittelt das Cover
keineswegs einen richtigen Eindruck. Obwohl dieses Buch dem Genre Science
Fiction zugeordnet wird, würde ich es eher unter historische Fantasy einordnen.
Däumlinge, die in Eierschalenbooten im Auftrag des Bösen unterwegs sind.
Magier, die das Reich und die Herrschaft der alten ägyptischen Götter wieder
herstellen möchten. Ein grotesker, auf Stelzen laufender Clown, der eine Diebesbande
anführt. Ein Werwolf ähnliches Wesen, das in der Lage ist, den Körper zu
wechseln. Das sind nur ein paar der skurrilen Ideen des Autors.
Zeitspuren
von Jack Finney und die Chroniken der Zeitpatrouille von Poul Anderson haben
mich ähnlich beeindruckt wie dieses Buch. Doch Tim Power geht weiter als diese
beiden Autoren, in dem er seine Idee verschachtelt. Wie bei einer Matrjoschka
Puppe stecken hier Geschichten in einer Geschichte, die letztendlich das
Gesamtwerk ausmachen.
Die
Suche nach einem Tor in der Zeit führt den Professor bis nach Ägypten. Er begegnet
Zeitgenossen wie Lord Byron oder dem Mamelucken Anführer Ali Pasa. Er schließt
Freundschaft mit dem jungen Dieb Jack, der ihn aus einer misslichen Lage
rettet. Doch die Person, die er sucht, die ihm ein Anker in der fremden Welt
sein könnte, die findet er nicht. Sein ganzes erlernte Wissen über das 19.
Jahrhundert kann den Gestrandeten nicht darauf vorbereiten, wie es in dieser
Zeit ist. Wenn man nicht zu den Privilegierten, sondern zu den Armen gehört,
ohne Beruf, ohne Geld und ohne Reputation. Keine Antibiotika, kein Penicillin,
wo jede Verletzung oder jede einfache Krankheit zum Tod führen kann.
Zuerst
dachte ich dass der Schmetterlingseffekt hier nicht berücksichtigt wird, da Dr.
Romany und Dr. Romanelli in der gleichen Zeit und am gleichen Ort existieren.
Bis ich verstanden habe, dass es sich ja teilweise um KA handelt und somit der
Effekt nicht zum Tragen kommt. Trotzdem war es zu Beginn etwas verwirrend, die
verschiedenen Erscheinungen des Magiers zu unterscheiden. Das mag jedoch das
einzig Verwirrende an diesem Buch sein.
Fazit:
Für
alle Fans von Zeitreiseromanen, herrlich skurrile und düstere Ideen, eingefangen
in beeindruckenden Worten.
9
von 10 Sternen
Titel:
Die Tore zu Anubis Reich
Original:
The Anubis Gates
Autor:
Tim Powers
Übersetzer:
Walter Brumm
Verlag:
Heyne TB, 556 Seiten
ISBN:
9783453010027
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