Musikalische Fluchten

02 Oktober 2016

die Tore zu Anubis Reich von Tim Powers-Highlight!



Professor Brendan Doyle bekommt ein Angebot, das er nicht ausschlagen kann. 20.000 Dollar plus ein Flugticket, um etwas über eine neue Tätigkeit zu erfahren. Was hat er zu verlieren? Zumal das Angebot von J. Cochran Darrow kommt, einem legendären und innovativen Wissenschaftler. Doch was Doyle dann zu hören bekommt, erscheint ihm wie ein surrealer Traum. Eine Zeitreise in das Jahr 1810, um einem Vortrag Coleridges zu lauschen, dem Dichter,  über den Doyle eine Biografie verfassen möchte. Während die anderen Mitglieder der Expedition eine Millionen Dollar für die Reise zahlen müssen, bekommt der Professor und Coleridge Experte diese Reise sogar bezahlt. Nachdem seine Zweifel beseitigt sind, willigt nimmt Doyle und erlebt unfassbare Wunder. Doch schon bald verwandelt sich dieser Traum in einen Alptraum. Brandon Doyle wird im Jahr 1810 entführt und verpasst die Rückreise. Gestrandet in einer Zeit, in der er keinen Namen und kein Geld hat, unternimmt er alles, um einen Rückweg durch die Zeit zu finden. Er ist nicht der einzige Mensch, der eines der Tore in der Zeit sucht, somit muss er sich in einer ihm fremden Welt gegen unbekannte Feinde wehren, deren Motive für ihn im dunklen liegen. Als er eines Tages die ersten Takte des Liedes Yesterday hört, weiß er, er ist nicht allein.  


Kommentar:

Das Buch wurde mir von Freunden empfohlen, die meinen Lesegeschmack sehr gut kennen. Diese Empfehlung kann ich guten Gewissens weiter geben Das Buch ist spannend, beeindruckend und sprüht nur so vor außergewöhnlichen Ideen. Allerdings trügt der Titel, denn hier handelt es sich nicht um einen Roman, in der die ägyptische Mythologie eine Rolle spielt. Auch das Cover passt nicht zu der Handlung und gefällt mir nicht, ebenso wie bei den neueren Ausgaben vermittelt das Cover keineswegs einen richtigen Eindruck. Obwohl dieses Buch dem Genre Science Fiction zugeordnet wird, würde ich es eher unter historische Fantasy einordnen. Däumlinge, die in Eierschalenbooten im Auftrag des Bösen unterwegs sind. Magier, die das Reich und die Herrschaft der alten ägyptischen Götter wieder herstellen möchten. Ein grotesker, auf Stelzen laufender Clown, der eine Diebesbande anführt. Ein Werwolf ähnliches Wesen, das in der Lage ist, den Körper zu wechseln. Das sind nur ein paar der skurrilen Ideen des Autors.

Zeitspuren von Jack Finney und die Chroniken der Zeitpatrouille von Poul Anderson haben mich ähnlich beeindruckt wie dieses Buch. Doch Tim Power geht weiter als diese beiden Autoren, in dem er seine Idee verschachtelt. Wie bei einer Matrjoschka Puppe stecken hier Geschichten in einer Geschichte, die letztendlich das Gesamtwerk ausmachen.

Die Suche nach einem Tor in der Zeit führt den Professor bis nach Ägypten. Er begegnet Zeitgenossen wie Lord Byron oder dem Mamelucken Anführer Ali Pasa. Er schließt Freundschaft mit dem jungen Dieb Jack, der ihn aus einer misslichen Lage rettet. Doch die Person, die er sucht, die ihm ein Anker in der fremden Welt sein könnte, die findet er nicht. Sein ganzes erlernte Wissen über das 19. Jahrhundert kann den Gestrandeten nicht darauf vorbereiten, wie es in dieser Zeit ist. Wenn man nicht zu den Privilegierten, sondern zu den Armen gehört, ohne Beruf, ohne Geld und ohne Reputation. Keine Antibiotika, kein Penicillin, wo jede Verletzung oder jede einfache Krankheit zum Tod führen kann.  

Zuerst dachte ich dass der Schmetterlingseffekt hier nicht berücksichtigt wird, da Dr. Romany und Dr. Romanelli in der gleichen Zeit und am gleichen Ort existieren. Bis ich verstanden habe, dass es sich ja teilweise um KA handelt und somit der Effekt nicht zum Tragen kommt. Trotzdem war es zu Beginn etwas verwirrend, die verschiedenen Erscheinungen des Magiers zu unterscheiden. Das mag jedoch das einzig Verwirrende an diesem Buch sein.

Fazit:

Für alle Fans von Zeitreiseromanen, herrlich skurrile und düstere Ideen, eingefangen in beeindruckenden Worten.

9 von 10 Sternen

Titel: Die Tore zu Anubis Reich

Original: The Anubis Gates

Autor: Tim Powers

Übersetzer: Walter Brumm

Verlag: Heyne TB, 556 Seiten

ISBN: 9783453010027

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