Musikalische Fluchten

14 September 2016

Jäger des verlorenen Einhorns von Mike Resnick


Manhattan Silvesterabend 20.35 Uhr: John Justin Mallory sitzt alleine in seinem dunklen Büro. Seine Frau ist mit seinem Partner auf und davon, seine Vermieterin hat ihm die Möbel vor die Tür geräumt und unten vor dem Haus warten finstere Gestalten die ihm Übles wollen.
Da erscheint ihm als einzig sinnvoller Ausweg nur noch der Suff. Als er schon einige Gläser des kostbaren Gesöffs intus hat sieht der Privatermittler plötzlich kleine rosa Elefanten, sorry, nein natürlich sieht er einen kleinen grünen Elf. John sieht ihn nicht nur, er hört ihn auch. Und zu seinem Verdruss kneift ihn der Elf auch noch, als er nicht an dessen Existenz glauben will sondern diese seltsame Erscheinung dem Bourbon zuschreibt. 


Erst die herrlichen grünen Dollarscheine, mit denen der Elf vor seiner Nase wedelt, überzeugen den Detektiv, dass der äußerst streitlustige grüne Elf echt ist.

Murgelström, so heißt der Elf,  hatte den Auftrag auf ein Einhorn aufzupassen. Als er jedoch seine Aufsichtspflicht zugunsten eines romantischen Stelldichein vernachlässigte, wurde das Einhorn entführt. Wenn Murgelström das Einhorn nicht bis zum Morgengrauen wieder findet, muss er mit harten Strafmaßnahmen Seitens seiner Gilde rechnen. Nun soll sich John Jack Mallory der Sache annehmen. Dafür muss der Detektiv sein bekanntes Manhattan verlassen und in eine Parallelwelt eintreten, in der alles ein bisschen anders ist. Schnell findet er heraus dass das Einhorn Namens Rittersporn vom dem Grundy gestohlen wurde. Der Grundy ist eines der mächtigsten Wesen der Anderswelt. Dämonisch, unbesiegbar und bösartig. Und Rittersporn ist nicht nur irgendein Einhorn. In seiner Stirn ist ein Rubin eingelassen, der dem Grundy noch  mehr Macht verleihen würde als er jetzt schon besitzt und ihn nahezu unbesiegbar machen würde. 

Mallory braucht also alle Hilfe die er bekommen kann. Er trifft Felina, ein Katzenwesen, Oberst Winfried Carruther, eine ehemalige Großwildjägerin und den Magier Mephisto. Gemeinsam versuchen sie das Einhorn zu finden. Im Laufe der Suche stellt sich allerdings heraus, dass Murgelström wohl nicht die ganze Wahrheit sagt und nicht umsonst einen Detektiv aus der Anderswelt aufgesucht hat, statt in seiner eigenen Welt um Hilfe zu bitten.

Und Mallory muss sich beeilen, denn wenn er noch eine Chance haben will in seine Welt zurück zu kehren.

Kommentar:

Das Buch orientiert sich stilistisch etwas an den Krimis von Raymond Chandler mit Philip Marlowe. Leider erreicht es aber nicht ganz deren Tiefe und Qualität. Der Charakter des John Justin Mallory bleibt blass und hat auch nicht die Tiefe eines Philipp Marlowe. Die Originalausgabe erschien 1987. Bei dieser Neuauflage hat man das Buch etwas überarbeitet und Präsident Reagan zum Beispiel durch Obama ersetzt. Der Titel verspricht mehr als er halten kann und das Buch hat wirklich nichts mit dem Jäger des verlorenen Schatzes zu tun. Man fragt sich, wer sich so unpassende Titel ausdenkt, denn der englische Titel: Stalking the unicorn ist wesentlich besser. Leider fehlt es dem Buch an Sprachgewandheit und Sprachwitz. Die Sätze sind sehr kurz und knapp gehalten und kommen Stakkato artig daher. Und dass der Name John Justin Mallory in fast jedem zweiten Satz ausgeschrieben wird stört den Lesefluss erheblich. Spätestens ab Seite 50 wünscht man sich als Leser, der Autor hätte sich einen einfacheren Namen ausgedacht oder John Justin wenigstens mit JJ abgekürzt.

Dafür ist die Geschichte aber sehr unterhaltsam und witzig und das parallele Manhattan weist einige Überraschungen auf. Die Nebenfiguren sind teilweise sehr skurril und charmant und gefallen eindeutig mehr als John Justin Mallory. Das Cover hätte durchaus schöner und ansprechender sein können.

Fazit:

Keine Nightside und kein Harry Dresden aber durchaus lesenwert und unterhaltsam.

Titel: Jäger des verlorenen Einhorns

Reihe: Ein Fall für J. J. Mallory.


Autor: Mike Resnick

Verlag:  Lübbe; TB, 382 Seiten

ISBN-978-3-404-200085

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